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Die Zukunft des (Sprachen-) Lernens

Die E-Learning-Plattform Lecturio veranstaltet eine sogenannte Blog-Parade zum Thema „Zukunft des Lernens“. Eine tolle Idee, an der ich mich gerne mit einem Artikel beteiligen möchte. Neben dem allgemeinen Lernen lege ich dabei natürlich einen Schwerpunkt auf das zukünftige Lernen einer Fremdsprache. Oder sollte ich besser sagen, auf den „potentiellen“ Erwerb einer Fremdsprache?! Denn müssen wir in 20 Jahren überhaupt noch Fremdsprachen lernen?

Die Blog-Parade – Idee und Inhalt

Was bitte ist eine Blog-Parade? Diese Frage schoß mit zuerst in den Kopf, als ich den Artikel auf Lecturio gelesen habe. Doch die Erklärung erfolgte umgehend und ich lernte, dass dies ein übergeordnetes Thema ist, zudem dann verschiedene Blogger ihre Meinungen posten.
Und das Thema der hiesigen Blog-Parade lautet „Die Zukunft des Lernens“. Und damit es ein wenig konkreter wird, gibt es auch noch einige Leitfragen, an denen man sich orientieren kann. Und diese sind:

  • Kannst du dir vorstellen, dass wir in ein paar Jahren nur noch online mit Hilfe digitaler Medien lernen?
  • Wird es in 20 Jahren keine Unis mit Präsenzvorlesungen mehr geben?
  • Was sind für dich persönlich die Vorteile beim E-Learning?

Mein Interesse gilt natürlich in erster Linie der Zukunft des Sprachenlernens, aber grundsätzlich bin ich auch an allen Themen im Bereich Bildung sehr interessiert und verfolge Entwicklungen wie MOOC (Massive Open Online Courses) genauso gespannt wie Konzepte zur sogenannten CBE (Competency-Based Education). Die MOOCs (zu denen du hier ein klasse englischsprachiges Video findest) möchte ich im Folgenden sinnbildlich für das E-Learning heranziehen. Dabei steht für mich eigentlich außer Frage ob wir elektronisch lernen und ich versuche einen Ausblick zu geben, welche Veränderungen die stärkere Verbreitung von E-Learning haben wird.

Das Bildungssystem – Vergangenheit und Gegenwart

Um einen Blick in die Zukunft zu wagen, lohnt es sich zuerst, in die Vergangenheit zu schauen. Vereinfacht gesagt herrschte im Bildungssytem der frühen 90er Jahre ein „analoger Standard“. PCs eroberten langsam unsere Wohnungen und Telefone mit Tasten ersetzen die Wählscheibe. Wohlgemerkt handelte es sich um reine Festnetzapparate. In den Hörsälen und Klassenzimmer schrieb man mit einem Tintenfüller auf Papier und die gängigste Präsentationstechnik war der Overhead-Projektor.

Allerdings ist der Anfang der 1990er Jahre nicht nur politisch von großen Änderungen geprägt, denn auch im technischen Bereich kündigen sich erste Revolutionen an. Bis das Internet und Mobiltelefone massentauglich wurden, dauerte zwar noch einige Zeit, dennoch sehe ich persönlich einige Parallelen zur aktuellen Zeit (politisch wie technisch).

Das Internet schickt sich aktuell an, eine neue Branche (nach bspw. Musik und Film) aufzuwirbeln. Auf einmal sehen wir kostenlose und qualitativ hochwertige Bildungsangebote aus dem digitalen Boden schießen und erste Zahlen aus den USA sprechen bereits eine deutliche Sprache.

Im Bereich Sprachenlernen dominierte Anfang der 1990er Jahre noch ganz klar der Sprachunterricht in einer Sprachschule. Aber auch die klassischen Anbieter wie bspw. Langenscheidt waren mit Selbstlernkursen im Markt vertreten. Mit dem Einzug der CD wuchs insbesondere das Angebot an Audio-Kursen.

Wenn man sich so zurückbesinnt, dann haben wir in Sachen Technik wirklich einen fast unglaublichen Schritt gemacht, der für die meisten von uns das Leben und wie wir miteinander kommunizieren revolutionierte.


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Die Zukunft – So lernen wir in 20 Jahren

Ich möchte bei der Zukunftsbetrachtung meinen Schwerpunkt auf das Stichwort „Demokratisierung des Lernens“ richten, da viele neuen Techniken und Services zumindest vordergründig kostenlos sind (oder wenige Euros kosten). Dabei schau ich mir zunächst das Bildungssystem im Allgemeinen an und werde dann in einem zweiten Schritt die Frage diskutieren, ob wir in 20 Jahren überhaupt noch eine zusätzliche Fremdsprache lernen werden.

MOOC rules!

Ja, ich muss zugeben, ich bin MOOC-Fan. Der Ansatz gefällt mir aus einem einfachen Grund heraus. Er macht den Zugang zu Bildung für einen Jeden möglich! Die Qualifikation des Einzelnen ist nicht mehr abhängig von den finanziellen Möglichkeiten, mit denen sie oder er ausgestattet sind.

Neben dem Kostenfaktor werden die MOOC die Bildungslandschaft meines Erachtens noch aus einem ganz anderen Grunde verändern. Denn jeder Lehrer und jeder Dozent an einer Hochschule steht nun in direktem Wettbewerb mit der ganzen Welt! Und nun mal ehrlich, hattest du in der Schule nicht auch einen Lieblingslehrer und ein anderer „ging gar nicht“. Ich kann mich noch sehr gut an den ein oder anderen Professor in der Universität erinnern, der bestimmt auch seine Qualitäten hat, diese aber leider ewig verborgen blieben und mit Sicherheit nicht im Unterrichten lagen!

Was, wenn du nun die Chance hast, dieselben Inhalte von einem der besten Lehrer der Welt erklärt zu bekommen?! Was würdest du tun?

Die Veränderung der deutschen Bildungslandschaft

Nichts liegt mir ferner, als das Ende der deutschen Universitäten herbeizureden. Allerdings wird sich deren Auftrag in 20 Jahren extrem verändert haben. Der Fokus der Professoren liegt mehr auf dem Forschen und die Studenten, sofern sie noch in den Universitäten verweilen, werden mehr bei ihrem individuellen Lernen betreut.

Gleiches gilt für die Schulen, in denen sich (hoffentlich) projekt-basiertes Lernen durchgesetzt hat und die Schüler bei ihrem E-Learning von Coaches betreut werden. (Welche notwendigen Veränderungen im schulischen Bildungssystem damit einhergehen müssen, kann ich bei Interesse gerne in einem separaten Blog adressieren.)

Meiner Meinung nach eigenen sich die neuen elektronischen Bildungsangebote allerdings nicht für alle Fächer gleichermaßen. Betriebswirtschaftliche Inhalte lassen sich so mit Sicherheit hervorragend unterrichten, ob dies allerdings auch für die Sprachwissenschaften gilt, wage ich zu bezweifeln. Alle Studiengänge, die vom Austausch untereinander leben, werden in Zukunft wohl ebenfalls online stattfinden. Allerdings wohl kaum mit mehreren hunderttausend Teilnehmern.

Das größte kleinste Bildungsangebot aller Zeiten

Mein persönlicher Traum wäre, dass durch die vielen potentiellen Online-Angebote für jeden der richtige Lernweg dabei ist. Das heißt, egal wo in der Welt du dich gerade befindest, du hast Zugriff auf eine unglaubliche Vielfalt an elektronischen Bildungsressourcen und kannst die auswählen, die am besten zu deinem LernTYP und LernSTIL passen. Gehe gleich einmal auf unsere Testseite.

Soweit der Traum, tatsächlich befürchte ich allerdings, dass sich einige wenige Anbieter wie Udacity oder Coursera durchsetzen werden und den Markt für Bildungsangebote dominieren. Und mit dieser undemokratischen Mono- bzw. Duopol-Vorstellung sind leider auch einige Schreckensszenarien verbunden, auf die ich an dieser Stelle allerdings nicht näher eingehen möchte. Die Politik erkennt dies hoffentlich frühzeitig und setzt ein eigenes deutsches E-Learning-System dagegen, so dass der Zugang zur Bildung auch weiterhin für Jedermann (kostenlos) möglich ist.

Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

In 20 Jahren könnten die klassischen Uni-Titel nach dem Siegeszug der MOOCs ausgedient haben. Es spielt schlichtweg keine Rolle mehr, an oder besser gesagt, von welcher Bildungsinstitution man Veranstaltungen gehört hat.



Doch wie können zukünftig Unternehmen die Qualität eines Bewerbers beurteilen. Die bisherigen Zertifikate nach erfolgreichem Abschluss eines Onlinekurses halte ich für eine Übergangslösung. Da sich die Universitäten lange gegen die Anerkennung der online erworbenen Kreditpunkte streuben werden (ganz so wie es die Musikindustrie vorgemacht hat), bilden sich neue Institutionen. Diese vergeben (berufsbezogene) Titel, die potentiellen Arbeitgebern als eine Art Qualitätssiegel dienen. Zuvor hat der Bewerber entsprechende allgemeine Berufsexamina/ Tests ablegen müssen. Wir kennen ähnliches bereits von der Prüfung zum Steuerberater oder anderen Titeln wie dem CFA, der bspw. ein bekannter Titel für die Finanzbranche ist.

Dies wiederum ist meine Wunschvorstellung, auch hier kann es einen Worst Case geben, in dem die Unternehmen die Daten der MOOC-Anbieter kaufen, denn diese wissen genau, wo die Stärken und Schwächen ihrer Studenten liegen, protokollieren sie doch jeden Test und jede Kommunikation mit.

An dieser Stelle sehe ich auch die Lücke für andere E-Learning Anbieter wie Lecturio, die neben den großen MOOC-Anbietern mit alternativen aber kostenpflichtigen Angeboten glänzen. Damit diese erfolgreich sind, sollten sie allerdings unbedingt größtmögliche Flexibilität in Sachen Preisgestaltung legen, so dass ich als Lernender gezielt die Inhalte auswählen kann, die a) mich interessieren und b) ich für die nächste Prüfung benötige, mag es der Abschluss-Test eines MOOC oder eben das Berufsexamina sein.

2033 – Wieso soll ich eine Fremdsprache lernen?

Das auch im Bereich Sprachenlernen eine Revolution eingesetzt hat, habe ich unlängst in dem Beitrag zu Duolingo beschrieben, die das Potential haben, den Markt für Sprachangebote auf den Kopf zu stellen.

Doch neben neuen Lernmethoden und interessanten neuen Onlineangeboten kann ich mir vorstellen, dass wir in 20 Jahren keine neue Sprache mehr lernen müssen, wenn es um die reine Kommunikation geht. Neue Geräte wie Google Glass geben einen ersten Geschmack, wo die Reise hingeht. So wird es in Zukunft eine neue Geräteklasse geben, die es ermöglicht, simultan zu übersetzen. Du wirst also deine Muttersprache sprechen und bei deinem Gegenüber kommt direkt die Übersetzung in seiner Sprache an.

Wozu also dann noch eine Sprache lernen? Neben unzähligen positiven Effekten des Sprachenlernens auf unser Gehirn und unser Gemüt (dazu in einem zukünftigen Blog mehr) ist die Beantwortung dieser Frage so simpel wie das Lernen einer Fremdsprache sein wird. Denn dieser kleine Computer, der für uns theoretisch den Text übersetzen könnte, der wird ebenfalls unser allgegenwärtiger Coach und Trainer sein!

Stell dir einmal vor, du würdest direkt in deinem Blickfeld jeweils das richtige Wort für Tür eingeblendet bekommen, wenn du eine Tür anschaust. Wieso nicht einfach direkt eine Unterhaltung in der Fremdsprache mit dem mittlerweile fast vermenschlichten Computer führen?! Du könntest dich praktisch überall komplett mit deiner Wunschsprache umgeben und so sollte das Lernen doch wirklich leicht fallen.

It’s Your turn…

Dies war nun meine ganz subjektive Einschätzung zur Entwicklung des E-Learnings und des Bildungsmarktes im Allgemeinen und des Sprachenlernens im Speziellen. Natürlich interessiert mich deine Meinung dazu brennend. Siehst du es ähnlich oder wo bist du anderer Meinung – Lass uns gemeinsam im Kommentar-Bereich diskutieren!

Bildnachweis: © Pixabay.com – FirmBee-663163

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