In einem der letzten Blog-Beiträge auf talkREAL haben wir Euch näher gebracht, wie man Teenager zum Sprachenlernen motiviert. Jedoch haben es Erwachsene genauso schwer, den Anfang zu finden und endlich mit dem Erlernen einer Fremdsprache zu beginnen. Dabei gibt es einige Motivations-Kicks, die richtige Booster für den Lernstart sind.
Stefan Brückner schreibt normalerweise für Sprachreisenanbieter Eurocentres, geht aber heute fremd, da er uns hier auf talkREAL unbedingt 5 Kicks zum Sprachenlernen vorstellen möchte. Wetten, dass hier mindestens ein Punkt ist, mit dem ihr Euch identifizieren könnt?
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1. Die Liebe
Die wahrscheinlich größte aller Motivationen, eine Sprache zu erlernen, ist die Liebe. Rudimentäre Kenntnisse reichen vielleicht für den Anfang noch aus, während man sich mit Händen und Füßen verständigt und die Schmetterlinge im Bauch fliegen. Aber sobald aus dem Urlaubsflirt oder dem tête-à-tête mit dem Reisepartner etwas Ernsthaftes angepeilt wird, sollte die Sprache des oder der Angebeteten erlernt werden. Gleiches gilt, wenn sich bilinguale Paare bereits auf einer Sprache gut verständigen können, jedoch in das Land des Partners ziehen.
Paarforscher warnen sogar davor, das Erlernen zu verweigern, denn in der eigenen Sprache schwingen Konnotationen mit, die der Partner unmöglich verstehen kann. Die Folge: Missverständnisse. Die Kluft zwischen dem, was man sagt und was man meint, ist groß. Auch kulturelle Besonderheiten sind mit Sprache verknüpft, so dass eine Eins-zu-Eins-Übersetzung oft nicht möglich ist. Für Kinder, die aus einer bilingualen Partnerschaft hervorgehen, sind das allerdings perfekte Voraussetzungen für eine makellose Zweisprachigkeit.
2. Berufschancen
In einer sich globalisierenden Welt gibt es nahezu keine vakante Stelle, in der nicht zumindest Grundkenntnisse in Englisch verlangt werden. Kommen dann noch weitere Fremdsprachenfähigkeiten in Ihrem Lebenslauf hinzu, werden die meisten Human Resources-Abteilungen überzeugt sein. Denn Sprachen machen sich nicht nur als Qualifikation gut auf dem Papier, sondern sind, wenn sie angewendet werden können, von unschätzbarem Wert.
Personaler wissen: Sprachen erweitern den kulturellen Horizont und wirken sich positiv auf den Charakter aus, der in vielen Unternehmen gefragt ist. Das beweisen auch EU-Untersuchungen. Die haben ergeben, dass das berufsbezogene Lernen einer Fremdsprache der wichtigste Grund für das Lernen oder Aufbessern einer Sprache ist. Und zwar nicht nur, um damit ins Ausland zu gehen, sondern auch um einen guten Job im Inland zu bekommen.
Für rund 50% der Akademiker spielen Fremdsprachen im Beruf eine wichtige bzw. sehr wichtige Rolle. Es gibt aber je nach Branche Unterschiede: Während Lehrer, Pädagogen oder Mediziner eher weniger mit Fremdsprachen in Kontakt kommen, ist bei Naturwissenschaften, in der freien Wirtschaft oder im Hotelgewerbe zumindest Englisch essentiell. So geben 93% aller Erwerbstätigen mit Fremdsprachenkontakt an, Englisch zu sprechen. Bevor Ihr Euch also an Exotensprachen wagt, baut Eure Englischkenntnisse aus, um den Traumjob zu ergattern!
Ein guter Grund, sich mit einer Fremdsprache weiterzubilden, sind außerdem finanzielle Vorteile, die sich dadurch im Beruf ergeben können. Sprachen eröffnen Möglichkeiten, die Euch sprichwörtlich hinter den Horizont führen, wenn Ihr dank Eurer Kenntnisse das Unternehmen im Ausland vertreten dürft – natürlich bei entsprechender Vergütung. Um Euch Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, könntet Ihr mit einem Kurs in Business English beginnen. Fruchtbare Firmenkontakte nach Fernost wären bspw. der Motivationskick, Chinesisch oder Russisch zu lernen.
3. Das Reisen
Bei einer EU-Umfrage von jungen Erwachsenen war die Antwort „um im Urlaub besser zurecht zu kommen“ die häufigste bei den Gründen für einen Fremdsprachenerwerb. Älteren Semestern wird es sicher ähnlich gehen, denn mit Deutsch kommt man fernab von Bettenburgen und Club-Urlaub nicht besonders weit. Egal, ob Auslandssemester in Spanien, Langzeitreise nach Südostasien oder Work & Travel in Australien: Der Mensch ist ein soziales Wesen, das mit Einheimischen kommunizieren möchte. Wenn Ihr die Sprache Eures Reiselandes sprecht, habt Ihr einen sozialen Bonus so gut wie sicher, müsst Euch nicht an abgesteckte Touristenpfade halten und lernt somit die wahre Seele eines Landes kennen.
Am sinnvollsten wäre für eine Weltreise das Erlernen von Französisch und Spanisch, weil sie nach dem Spitzenreiter Englisch von den meisten Individualreisenden verstanden werden. Das ergab eine Umfrage von Couchsurfing.org aus dem Jahr 2012. Auf dem Portal lässt sich ein kostenloser Schlafplatz in fremden Betten organisieren – oft die perfekte Möglichkeit, um Fremdsprachenkenntnisse aufzufrischen und von den Ortskenntnissen der Locals zu profitieren. Besser kommt man mit Einheimischen und damit dem Sprachübungsfeld nicht näher.
Um im Urlaub nichts dem Zufall zu überlassen, bietet sich ein Sprachurlaub an, der für jede Zielgruppe, u.a. Familien oder Business-People konzipiert wird. Er setzt einen richtigen Lernrahmen und ist auf messbare Fortschritte ausgelegt. Genauso verhält es sich mit längeren Sprachkursen, die im Ausland absolviert werden, wie bspw. das Gap-Year.
4. (Inter)kulturelles Interesse
Sprache ist ein wesentlicher Teil der Kultur eines Landes, welche gewisse Eigenheiten vermittelt, die Übersetzungen nicht zu leisten imstande sind. Die Geschichte einiger Kulturpraxen ist eng mit bestimmten Sprachen verknüpft, wie etwa die Oper mit dem Italienischen oder das Französische am europäischen Adelshof, welches im Barock en vogue war, um seinen Intellekt auszudrücken.
Ganz so repräsentativ mag es nicht jeder, doch das Erlernen einer Sprache des kulturellen Genusses willen, ist ein Motivationsschub, der zudem das Prinzip des lebenslangen Lernens repräsentiert. Der Lieblings-Fellini in italienischer Sprache. Die Kostümschinken im exaltiertesten british english oder die Bücher des besten spanischsprachigen Autors in Originalsprache lesen – das alles können Gründe sein, um sich mit einer Fremdsprache zu bereichern. Das Lernen dabei: gerne exemplarisch an genannten, aber auch an weniger hochkulturellen und praxisnahen Beispielen wie die über den Atlantik schwappenden, spannenden US-Serien, die ganz einfach noch vor der deutschen Synchronfassung geschaut werden können. Für die anderen Serien-Freunde heißt es dann: Spoiler-Alarm!
5. Gedächtnistraining
Das Erlernen einer Fremdsprache hält das Gehirn auf Trab (sog. Gehirnmobilität) und verbessert sogar seine Gedächtnisleistung. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Lernen einer Sprache das Gehirn so stark stimuliert, dass sich ein Interesse an andere Disziplinen anschließt. Doch nicht nur das: Ein kanadisch-amerikanisches Forscherteam hat herausgefunden, dass die aktive Verwendung von zwei Sprachen Demenzkrankheiten, wie bspw. Alzheimer, unterdrücken kann. Ein Ausbruch der Krankheit könne mit Zweisprachigkeit drei bis vier Jahre hinausgezögert werden, heißt es im Fachmagazin Trends in Cognitive Science.
Demnach sind dieselben Hirnregionen für Sprache und Gedächtnis sowie weitere geistige Leistungen miteinander verknüpft. Das Umschalten zwischen zwei Sprachen prägt das Gehirn und erhöht die mentale Flexibilität. Der Verfall des Gehirns schreitet zwar voran, kann aber durch die Verknüpfungen ausgeglichen werden. Die Studie zeigt hier vor allem Eines: Je früher das Erlernen und Beherrschen einer zweiten Sprache erfolgt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, eine Demenz-Erkrankung hinauszuzögern. Menschen, die im höheren Alter eine zweite Sprache erlernen, profitieren ebenfalls von diesem Effekt, jedoch weniger stark.
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It’s your turn…
Mein Dank geht an Stefan, für diesen wunderbaren Beitrag! Ich persönlich finde alle 5 Motivations-Kicks perfekt zum Sprachenlernen. Punkt 1 durfte ich schon am eigenen Leib erfahren und kann nur bestätigen, wie wahr es ist!
Immer wieder spannend finde ich auch den fünften Punkt. Sprachen lernen ist wahrlich richtiges Gehirnjogging. Und mag der Grund, die eigene Demenz aufzuschieben, aktuell nur wenig greifbar sein, so ist es doch stets ein tolles Gefühl, etwas Neues zu lernen. Immerhin schüttet unser Gehirn dabei ja kräftig Glückshormone aus und die sind bekanntlich auch in jungen Jahren gerne gesehen.
Wie siehst du die hier präsentierten Motivations-Kicks zum Sprachenlernen? Hast du sie vielleicht auch schon am eigenen Leib erfahren dürfen oder hast du selbst noch den ein oder anderen Motivations-Kick parat? Stefan und ich freuen uns auf dein Feedback im Kommentar-Bereich!
Image Credit: Titelbild – © Hubspot.com
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