Wenn du kreativ Sprachen lernen möchtest, wirst du früher oder später auf Mind Maps stoßen, eine Methode, die von Tony Buzan erdacht und immer wieder weiterentwickelt wurde. Vielen Lernern, die die klassische Listeneinteilung schreiben oder durch Abdecken von Spalten lernen, fehlt nämlich der Zusammenhang. Listen liefern dir zwar eine Übersicht über die zu lernenden Begriffe oder Grammatikthemen, zeigen dir aber nicht auf, wie die Themen und Begriffe untereinander verknüpft sind.
Dadurch ergibt sich aber ein Problem: Durch die fehlenden Zusammenhänge bleiben die Begriffe und Themen nicht gut im Gedächtnis haften, denn dein Gehirn kann keine Verbindungen herstellen. Woher auch? Du lernst ja die Begriffe isoliert! Verbindungen, Zusammenhänge, Verknüpfungen? Fehlanzeige!
Es geht aber auch anders. Mind Maps sind das beste Beispiel dafür.
Was ist eine Mind Map?
Mind Maps sind ein Abbild deiner Gedankenverknüpfungen und listen wie ein Spinnennetz die einzelnen Schlagwörter mit den entsprechenden gedanklichen Verbindungen auf. Dadurch ergibt sich ein logisches Bild zu einem kompletten Thema – und zwar genau auf die Person abgestimmt, die die Mind Map erstellt. Wenn nämlich zehn Personen eine Mind Map zu ein und demselben Thema erstellen, wird diese Mind Map letztendlich in zehn unterschiedlichen Variationen vorliegen. Jeder Mensch denkt in anderen Verbindungen, jeder Mensch assoziiert anders.
Beachte dabei, dass dies nicht bedeuten muss, dass die Mind Map von Frau Müller besser oder schlechter ist als die von Herrn Schulze. Jede Mind Map trägt die persönliche Note des Erstellers und hat nur zum Ziel, dass dieser die Informationen aus der Mind Map auch optimal für sich weiterverwenden kann. Ob Herr Schulze mit der Mind Map von Frau Müller etwas anfangen kann oder nicht, ist völlig unerheblich.
Wie sieht eine Mind Map grundsätzlich aus?
Eine Mind Map kann unterschiedliche Grundstrukturen haben. Die gängigste Variante ist diese: Du schreibst einen zentralen Begriff zu deinem Thema oder dein Thema in die Mitte eines Blattes (Querformat) und ordnest diesem zentralen Begriff einige Unterbegriffe zu. Die Unterbegriffe verbindest du mit Strichen mit dem zentralen Begriff, sozusagen mit den Gedankenstrichen.
Zu jedem Unterbegriff suchst du nun wiederum weitere Unterbegriffe oder weitere Details – und das so lange, bis dir entweder nichts mehr einfällt oder das Blatt die natürliche Grenze der Einfälle vorgibt. Wenn also das Blatt vollgeschrieben ist, hörst du auf, auch wenn dir noch zwanzig neue Äste einfallen würden. Verwende zu diesen neuen zwanzig Ästen lieber ein neues Blatt mit einem neuen zentralen Begriff.
Ein Brainstorming funktioniert ganz ähnlich. Nur hast du bei einer Mind Map deine Gedanken schon in einer ersten Ordnung niedergeschrieben, beim Brainstorming geschieht dies völlig ungeordnet.
Wie bearbeitet man eine Mind Map?
Im Grunde genommen fängst du mit dem zentralen Begriff in der Mitte an und erstellst erst einmal die ersten Unterbegriffe. Anschließend arbeitest du zu jedem Unterbegriff die weiteren Details aus.
Beachte dabei, dass du dich auf die Schlüsselbegriffe beschränkst. Ganze Sätze haben (bis auf wenige Ausnahmen) in einer Mind Map nichts zu suchen!
Auch wenn du nicht der große Zeichner bist, kannst du deine Mind Map auch mit kleinen Zeichnungen, Skizzen oder Symbolen versehen. Du kannst – nein, du solltest sogar – verschiedene Farben verwenden und wichtige Schlüsselwörter hervorheben.
Es gibt auch noch das Baummodell. Bei dieser Art Mind Map fängst du nicht in der Mitte des Blattes an, sondern am Rand. Das Thema verzweigt sich dann entweder von oben nach unten oder von links nach rechts.
Mind Maps haben noch viele weitere Namen: Fischgrätenmodell, Matrix und noch vieles mehr. Im Sprachenbereich genügen aber prinzipiell die beiden Versionen Baum- und Sternmodell.
Online oder offline?
Du hast die Wahl: Du kannst deine Mind Map entweder auf einem Blatt Papier zeichnen und schreiben oder ein Computerprogramm nutzen. Womit du lieber arbeiten möchtest, ist dir überlassen – beide Systeme haben Vor-, aber auch Nachteile.
Was beide Systeme gemeinsam haben, ist die Flexibilität. Du kannst so oder so deinen Gedanken freien Lauf lassen und assoziieren, was immer du möchtest. Sowohl per Hand als auch per Computerprogramm lassen sich diese Gedanken in eine Mind Map integrieren.
Das Problem bei der handgeschriebenen Variante ist allerdings, dass du nachträglich nicht mehr viel ändern kannst. Es könnte sein, dass der Platz fehlt, dass deine Grundeinteilung nicht mehr funktioniert und dass du daher deine komplette Mind Map noch einmal schreiben musst. Daher ist eine vorherige Planung der Unteräste absolut notwendig.
Bei einer computererstellten Mind Map sieht es schon anders aus. Du kannst jederzeit Äste hinzufügen oder wegnehmen, mit Farben und Formen spielen und eine Mind Map auch mehrmals ausdrucken. Bei computerbasierten Mind Maps sind die Äste ein- und ausklappbar, so dass du vor dem Ausdrucken entscheiden kannst, welche Inhalte auf deinen Ausdrucken zu sehen sein sollen.
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Dem gegenüber steht allerdings: Handgeschriebene Mind Maps sehen, wenn sie toll gestaltet sind, viel schöner aus und lassen sich so auch gut zu Hause im Arbeits- oder Wohnzimmer aufhängen. Außerdem behalten Menschen normalerweise handgeschriebene Inhalte besser.
Großartige Zusatzfunktionen bei den Computerprogrammen für Mind Maps sind, dass du beispielsweise auch weitere Dateien wie Videos, Schaubilder oder Diagramme einfügen kannst. Das ist bei der handschriftlichen Variante natürlich unmöglich.
Ebenso lassen sich computerbasiere Mind Maps mit anderen Programmen verknüpfen – du wirst staunen, was es da für Möglichkeiten gibt!
Wenn du ein Computerprogramm verwendest, musst du dir keine Gedanken machen, ob du das stern- oder baumförmige Modell verwenden sollst: Das Programm legt das automatisch fest. Bei handschriftlichen Varianten solltest du dir vor der Erstellung das Grobkonzept hierzu zurechtlegen.
Ein Tipp noch:
Lerne, wenn du häufig mit Mind Map-Programmen arbeitest, unbedingt die Short-Cut-Befehle für „Neuen Ast einfügen“ und ähnliche Aufgaben. Das erspart dir im Laufe der Zeit viel Zeit!
Welche Programme gibt es?
Eine Vielzahl von Programmen sind auf dem Markt verfügbar. Viele Programme sind kostenpflichtig – von günstig bis richtig teuer -, einige sind kostenfrei, also sogenannte Freeware. Das meiner Meinung nach beste Programm ist der Mind Manager Pro. Dieses Programm gehört aber zur oberen Preiskategorie – wenn du Glück hast, findest du ein Messeangebot oder einen Schüler-/Lehrertarif zu einem vergünstigten Preis.
Zwei weitere Programme sind Freemind oder XMind 7.5. Mit diesen beiden Programmen sind auch die fünf Mind Maps erstellt, die du in diesem Artikel findest.
Wie lassen sich Mind Maps im Sprachenbereich einsetzen?
Du kannst Mind Maps für viele verschiedene Themen einsetzen. Kategorisiere die Architekturstile oder die Kunstrichtungen, erstelle Mind Maps zu Vokabelfeldern wie „Einkaufen“ oder „Hotel“ oder Redewendungen wie „Die eigene Meinung ausdrücken“ oder „Jemanden um Rat fragen“. Auch Grammatikthemen wie „Die Verwendung der Vergangenheitszeiten im Französischen“ oder „Der Congiuntivo im Italienischen“ funktionieren wunderbar.
Du brauchst Redemittel für eine spezielle Situation? Kein Problem: Wenn du eine Mind Map zu diesem Thema ausgearbeitet hast, genügt häufig nur ein Blick auf diese Mind Map und du bist bestens vorbereitet! Du brauchst die Relativsätze im Englischen? Auch hier genügt häufig nur eine kurze Wiederholungseinheit mit der Mind Map und du bist über die Regeln und Strukturen informiert.
Für wen sind Mind Maps geeignet?
Mind Maps sind besonders für visuelle Lerntypen geeignet, aber auch alle anderen Lerntypen können davon profitieren. Also hilft nur: Ausprobieren.
Unser Fazit
Allerdings ist eine Mind Map nicht für jeden Lernstoff passend. Manchmal kommst du mit einer zweispaltigen Tabelle besser zurecht, manchmal gibt es keine eindeutigen Gedankenzuordnungen.
Wie bei jeder anderen Lernmethode gilt also auch hier: Was funktioniert und gefällt, behältst du bei.
Prinzipiell solltest du keine Lerntechnik von vorneherein verteufeln („Das ist nichts für mich!“), sondern sie erst einmal ausprobieren. Genauso ist es auch bei den Mind Maps. Nimm dir also ein Blatt Papier (oder ein Computerprogramm) und erstelle deine erste Mind Map.
Entscheide also selbst, ob dir computer- oder handgeschriebene Mind Maps mehr liegen. Du kannst auch zu Hause den Computer nutzen und unterwegs per Hand zeichnen. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.