Im heutigen Beitrag berichtet Jakob von seinen Erfahrungen im Bereich Sprachenlernen und wie ihm Reisen dabei enorm geholfen haben. Sehr interessant finde ich dabei die Ideen auf die Frage, wie man diese Reisen am besten finanzieren kann. Spannende Ideen für ein kostengünstiges Sprachtraining!
Jakob, welche deiner Reisen war aus deiner Sicht die interessanteste?
Der interessanteste Auslandsaufenthalt war meine Zeit nach dem Abitur in England. Einfach, weil es so ein intensives Eintauch-Erlebnis in Sachen Sprachenlernen war. Dort, an der University of Warwick, unterstützte ich, stellvertretend für den damals in Deutschland verpflichtenden Militärdienst, einen Studenten, der im Rollstuhl sitzt, in seinem Alltag. Zusammen mit ihm, drei weiteren Betreuern (davon zwei aus Deutschland), und weiteren internationalen Studenten lebte ich an der Universität direkt auf dem Campus und konnte so nach dem Abitur und vor meinem Studium den Alltag der Studenten in England erleben
„Eintauch-Erlebnis“ klingt gut, was meinst du genau damit?
Nach wenigen Wochen begann ich damit, auf Englisch zu denken und zu träumen. Ich verbesserte mein Englisch exorbitant und es öffnete mir die Augen, wie effektiv man im Ausland eine Sprache lernen kann. Schulunterricht kann hier nicht mithalten.
Ich musste täglich meine Englisch-Sprachkenntnisse anwenden. Dass die eine oder andere Vokabel anfangs nicht perfekt saß, ist selbstverständlich. Einerseits wollte ich gut im neuen Land (zum Beispiel mit Behörden, wie der Bank) zurecht kommen und andererseits auch gut mit den anderen Studenten am Campus kommunizieren können. Das gab mir eine extra Portion Motivation.
Wo siehst du die größten Vorteile des Sprachtrainings im Ausland versus Sprachunterricht in der Schule?
Meiner Meinung nach liegt der größte Vorteil im passiven Lernen. Dadurch verbesserte sich mein Englisch ganz automatisch. Immer wenn andere sich unterhielten, hörte ich eine gute Aussprache und Sätze, gebaut mit der perfekten grammatikalischen Wortanordnung eines Muttersprachlers. So lernte ich Englisch, ohne viel dafür tun zu müssen. Und dies klappt beim Auslandsaufenthalt genauso gut, wie beispielsweise bei Rucksacktouren und Wanderungen durch England, Irland, etc.
Wer in der Schule lernt, hört die Sprache meist nicht von Muttersprachlern (das Anhören von Kassetten umfasst nur einen kleinen Teil des Sprachunterrichts in Deutschland). Oftmals soll in den ersten Unterrichtsstunden bereits gesprochen werden. Es liegt hier auf der Hand, dass wir so ständig falscher Aussprache und anderen Fehlern der Mitschüler ausgesetzt sind.
Lese-Tipp! Sinn und Unsinn des Sprachunterrichts in Sprachschulen – Ein Kommentar!
Babys lernen die Aussprache und Grammatik einer Sprache ganz unbewusst, und einen ähnlichen Effekt erleben wir leider in der Schule. Hier werden Fehler und Akzent der Mitschüler unbewusst erlernt. Ganz anders ist es im Ausland. Hier können wir den Effekt des unbewussten Lernens zu unserem Vorteil nutzen. Das passive Lernen ist ein klarer Vorteil des Sprachenlernens im Ausland.
Du hast im Vorgespräch erwähnt, dass du nun, da du wieder in Deutschland bist, mit der Birkenbihl-Methode lernst. Erzähl uns mehr darüber.
Diese Methode macht sich (genau wie auch die von Dir entwickelte transReal-Methode) das Konzept des passiven Lernens zu nutze. Wer Sprachen nach der Birkenbihl-Methode lernt, kennt die Fallen des unbewussten Lernens, die mit dieser Methode umgangen werden. Sprechen sowie Lesen und Schreiben sind die höchsten Stufen im Birkenbihl-Modell zum Sprachenlernen. Zuvor erfolgt das De-Kodieren, bei dem Texte Wort für Wort übersetzt werden, gefolgt vom aktiven Lesen und dem passiven Hören. Beim passiven Hören werden Sprach-CDs wieder und wieder ganz nebenbei, zum Beispiel beim Sport oder im Auto, angehört.
Die Qualität des Sprachtrainings mit der Lernmethode des passiven Hörens, die wir ohne es zu wissen, im Ausland immer und immer wieder anwenden, ist der herkömmlichen Vorgehensweise, die wir aus der Schule kennen, überlegen. Anstatt über den Satzbau nachdenken zu müssen, haben wir die richtige Grammatik und mit der Zeit auch Sonderregelungen im Gefühl. Auch eine gute Aussprache verinnerlichen wir, als ob das selbstverständlich wäre.
Zurück zur eigentlichen (Sprach-) Reise. Der Sprung ins Ausland ist ja auch nicht immer ganz so leicht. Welche Hürden siehst du beim Sprachtraining in einem fremden Land?
In einem fremden Land zu leben ist nicht jedermanns Sache, und selbst wenn die Hürde der persönlichen Angst und Vorbehalte überwunden ist, müssen die Rahmenbedingungen stimmen.
Der Auslandsaufenthalt muss finanziert werden. Zum einen gibt es die Möglichkeit, im Ausland in einem sesshaften Unternehmen zu arbeiten. Das hat den Vorteil, dass man so eher in Kontakt mit Einheimischen kommt. Zum anderen gibt es natürlich auch die Möglichkeit, vorab zu sparen oder von zu Hause aus Geld zu verdienen.
Selten lassen sich Arbeitgeber auf eine Homeoffice-Vereinbarung ein, bei der der Arbeitnehmer entfernt im Ausland sitzt. Anders verhält es sich, wenn die Firma international agiert und ein Positionswechsel möglich ist. Ein weiterer neuer Trend des Geld Verdienens zu Hause ist das Bloggen, mit dem sich schon der ein oder andere seine Weltreise finanzierte.
Außerdem müssen Einreisebestimmungen und Aufenthaltsgenehmigungen für manche Länder bei der Planung des Auslandsaufenthalts berücksichtigt werden. Wer eine längere Reise plant, sollte sich auf der Webseite des Auswärtigen Amts über Bestimmungen im Ausland informieren und für entsprechende Dokumente sorgen. Auch Gesetze können sich unterscheiden, was unbedingt zu beachten ist.
Für manche Länder, nicht für England, aufgrund des NHS (National Health Service), muss eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden. Auch bestimmte Impfungen können notwendig sein, zum Beispiel beim Reisen in tropische Länder. Das alles kann recht umfangreich werden und schreckt manchmal auch ein wenig ab. Aber am Ende lohnt es sich – versprochen!
Auf Reisen bloggen – Ein spannender neuer Trend, wie ich finde. Was macht es für dich so interessant und wie funktioniert es am besten?
Ja, es ist wirklich ein spannender, vor allem offener Trend, seine Erlebnisse im Ausland mit den Freunden zu Hause über einen Blog zu teilen. Und auch für sich selbst werden so Erlebnisberichte online festgehalten. Zwar werden die Blogs häufig in der Muttersprache verfasst, was das Eintauchen in die Fremdsprache etwas bremsen kann, andererseits bieten die Blogs viele Vorteile. Nils beispielsweise finanzierte mit seinem Blog seine Weltreise. So konnte er zeitgleich mit seinen Liebgewonnenen zu Hause in Kontakt bleiben, Erlebtes teilen, und seine Reise durch Werbe- und Affiliate-Einnahmen finanzieren. In einem eBook auf seiner Seite erklärt er, wie das funktioniert. (Einen Kurzeinstieg zum Thema: Geld verdienen mit Blogs, sowie eine passende Webhosting-Lösung für den Reiseblog gibt es auf guter-webhoster.de)
Wer während des Auslandsaufenthalts bloggt, motiviert sich, raus zu gehen und das Land zu erkunden. Denn wer will schon in seinen Blog schreiben, dass er die ganze Zeit zu Hause verbrachte? Wer raus geht und etwas erlebt, lernt mehr, sowohl von der Sprache als auch von der Kultur des Landes.
Darüber hinaus bietet der eigene Blog auch für andere Reiselustige einen Mehrwert. Sie können sich einerseits zu neuen Unternehmungsideen inspirieren oder durch die Berichte des Bloggers profitieren, in denen er beschreibt, wie er Herausforderungen im Ausland meisterte. Diese Erfahrungen umfassen die Zeit im Ausland als auch die Vorbereitung. Denn früh zu beginnen, ist empfehlenswert. Umso mehr Leute den Blog kennen, desto höher sind die möglichen Einnahmen.
Aus deiner Erfahrung heraus, welche Angebote kennst du, um die Auslands-Reisen als Sprachtraining zu nutzen?
Die Möglichkeiten im Ausland zu leben sind vielfältig. Einfacher ist die Organisation oft in Kooperation mit einer Organisation, da diese sich mit den organisatorischen To-Do-Listen bereits bestens auskennen. Ich bin damals im Rahmen eines freien sozialen Jahres zusammen mit VIA e.V und CSV verreist. Nach einer Bewerbung und einem Interview wurde mir die soziale Arbeit an der University of Warwick vermittelt, wo ich mir eine Unterkunft und ein Taschengeld von 77₤ pro Woche verdiente.
Doch auch für Studenten gibt es Möglichkeiten: Von der Universität organisierte Auslandssemester. Auslandspraktika mit Aiesec. Auch das ERASMUS-Programm fällt mir spontan ein.
Für Berufstätige gibt es (in Absprache mit dem Vorgesetzten), je nach Firma, Möglichkeiten, innerhalb der eigenen Firma eine neue Aktivität vorübergehend oder auf Dauer auszuüben. Eventuell ist es auch möglich, ein sogenanntes Sabbatical zu beantragen. Also einen langen Sonderurlaub, der durch Überstunden vorab oder durch geringere Vergütung ermöglicht wird.
Vor der rigorosen Alternative: Job kündigen und auf eigene Faust auswandern, schrecken sicher viele Sprachbegeisterte zurück. Hierbei stehen sicher andere Motive als das reine Sprachinteresse im Vordergrund und ein solcher Schritt sollte (sofern gegangen) wohl überlegt geschehen.
Natürlich ist der Lerneffekt bei einem Langzeitaufenthalt größer, doch auch Sprachreisen, die meist kürzerer Dauer und frei von strukturellen Lebensveränderungen sind, tragen zur Sprachverbesserung bei. Aber Vorsicht vor der Aussprache der anderen Sprachschüler.
Okay, dein Fazit zum Thema „Reisen und Sprachenlernen“ lautet?!
Langzeitaufenthalte im Ausland verbessern die Sprachkompetenz exorbitant. Das Lernen läuft ohne Anstrengung effektiv und unbewusst ab. Wer einen Auslandsaufenthalt plant, sollte sich um die organisatorischen Hürden, wie Einreisebestimmungen, Versicherungen und Finanzierung, sowie Absprachen mit Universität und Arbeitgeber im Vorfeld kümmern. Das verringert den Stress vor Ort. Organisierte Angebote erleichtern von vornherein die Planung.
Wer sich traut, ins Ausland zu gehen, dort zu arbeiten und zu leben und auch viel zu unternehmen, kann Spaß mit einer persönlichen und einer Sprachweiterentwicklung effektiv verbinden.
Danke für das Interview!
Über Jakob Alexander Eichler
Jakob studiert Informatik an der TU-Darmstadt. Sein Wissen umfasst Themen verschiedener Fachbereiche. Auch Lernmethoden gehören dazu, um die er aufgrund seines Wissensdurstes nicht herum kam.
Seit 2010 ist er selbständig im Bereich Webanwendungsentwicklung tätig, und realisiert für Kunden eigenständig Programmierprojekte. Als Autor und Redaktionsleiter sammelte er in der Zeit von 2011 – 2014 mit verschiedenen eigenen Blogs Erfahrung. Jakob ist ebenfalls auf Xing und auf Google+ zu finden.