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Review: FluentU im Test – Sprachenlernen mit Videos und Untertitlen

FluentU Videoübersicht

Unter den Massen an Online- und Mobile-Sprachlernapps ist es schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. FluentU ist ein weiterer Anbieter, der verspricht, auf die effektivste und angenehmste Weise eine neue Sprache zu vermitteln und euch in nullkommanichts fließend eure Wunschsprache sprechen zu lassen. Die Software hat einiges zu bieten, was andere nicht haben, und hat einiges nicht, was andere haben. Für wen genau FluentU geeignet ist, wollen wir im Folgenden klären.

Was wird getestet

FluentU gibt es im Browser und dem Mobiltelefon in einer kostenfreien, Basic- und Plus-Version. Für den Test habe ich mich größtenteils auf die mobile Version konzentriert und dabei den kostenfreien und Plus-Inhalt für Französisch und Japanisch getestet.

Umfang & Features: Für Lerner fernöstlicher Sprachen geeignet.

FluentU hat nicht ganz so viele Zielsprachen zu bieten wie zum Beispiel Duolingo, doch da die Firma ihren Sitz in Hong Kong hat, hat sie einige Sprachen im Programm, die bei vielen anderen Anbietern (Duolingo und Babbel eingeschlossen) nicht verfügbar sind. Der Nachteil ist, dass die Software selbst nur auf Englisch verfügbar ist (bzw. auf Japanisch, Koreanisch und Spanisch, falls man Englisch lernen will). Auf Englisch gibt es dann folgende Zielsprachen: Chinesisch, Spanisch, Französisch, Japanisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Russisch, Koreanisch und Portugiesisch.

Die kostenlose und die bezahlten Versionen unterscheiden sich in erster Linie dadurch, wie viele der Inhalte angesehen werden können. Für denselben Preis kann man dann allerdings alle angebotenen Sprachen lernen.

Didaktisches Konzept: Einfach und wirkungsvoll, nur nicht zum Sprechenlernen.

Das Konzept von FluentU ist so einfach wie genial: Die Software beinhaltet eine Reihe von Videos oder Audiofiles (das können Musikvideos, Trailer, etc. sein), die mit Untertiteln angesehen werden können. Danach werden die Vokabeln aus dem jeweiligen Video mit kleinen Übungen wiederholt und getestet. Mittlerweile gibt es für einige Sprachen auch eigens von FluentU produzierte Videos, die didaktisch aufeinander aufbauen und englischsprachige Erklärungen enthalten.

Unter die Haube geschaut

Wie sieht eine typische Lektion in FluentU aus? Zunächst wählt man aus den vielen Videos, die dem eigenen Lernniveau entsprechen, eines aus, das thematisch oder didaktisch interessant ist. Bevor man das Video ansieht, kann man sich eine Liste der enthaltenen Sätze und Vokabeln ansehen und entscheiden, ob der Inhalt passend ist. Anschließend kann man entweder mit dem Lernen der Vokabeln oder dem Ansehen des Videos beginnen.

FluentU Videofunktion

Beim Videoplayback kann man sich aussuchen, ob man die Transkription und/oder die englische Übersetzung anzeigen möchte. In der Transkription ist jedes einzelne Wort interaktiv und kann angeklickt werden, um seine Übersetzung und weitere Beispielsätze anzeigen zu lassen. Außerdem können Vokabeln an dieser Stelle zu verschiedenen eigenen Wortlisten hinzugefügt werden. Das Video kann an jeder Stelle gestoppt und einfach einen Satz zurück- oder vorgespult werden.

Nicht nur schauen, sondern lernen

Nach dem Video wird man dazu ermutigt, die soeben gesehenen Vokabeln zu lernen. In diesem „Lernmodus“ werden einzelne Wörter des zuvor gesehenen Videos wiederholt und samt Beispielsätzen, Illustrationen oder sogar kleinen Videoausschnitten präsentiert. Oftmals gibt es zu einem Wort auch mehrere Beispielsätze /-videos zu sehen. An dieser Stelle kann man für jede Vokabel entscheiden, ob sie bereits bekannt ist oder erst gelernt werden muss.

FluentU Übungsformen

Im Anschluss folgt eine Testphase, in der es gilt, die wiederholten Vokabeln anzuwenden. Dabei trifft man auf Lückentexte, Übersetzungsaufgaben, Satzbildungsaufgaben etc. Die Tests sind weder besonders innovativ noch besonders interessant, aber erfüllen ihren Zweck, die Vokabeln zu verinnerlichen. Positiv erwähnenswert ist, dass die Software die Problemwörter bemerkt und diese öfter wiederholt.

Ist der Name wirklich Programm?

Prinzipiell ist die Idee von FluentU super. Vor allem die Tatsache, dass man massenweise authentische Inhalte in einer authentischen Version der Zielsprache zu sehen und zu hören bekommt, ist von großem Vorteil und ein Alleinstellungsmerkmal, da andere Softwares das Problem haben, nur begrenzt Content bieten zu können. Bei FluentU kann jede Vokabel mit Hilfe mehrerer, teilweise verfilmter Beispielsätze gelernt werden, was für unser Gehirn eine großartige Hilfe ist.

Die Schattenseite dieser authentischen Videos ist, dass die Wenigsten didaktisch aufeinander aufbauen und somit gerade den Neuling vor eine große Herausforderung stellen. Glücklicherweise hat FluentU dieses Problem erkannt und damit begonnen, dedizierte Kurse zu entwickeln. Gleiches wirkt sich natürlich auch auf das Lernen von Grammatik aus. Es gibt nur sehr wenige Videos, die einem explizit grammatikalische Regeln beibringen würden. Zwar kann man sich darüber streiten, ob das überhaupt von Nöten ist, aber wenigstens die Möglichkeit, eine Regel nachzuschlagen, sollte möglich sein, fehlt aber hier vollends. Man wünschte sich eine Art Lernmanager, der einem sowohl eine gewisse Lernstruktur bietet als auch die Motivation erhält, indem man seinen Fortschritt messen kann. Gerade als Anfänger kann man sich sonst oft verloren fühlen.


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Wie bei den meisten anderen Apps auch ist aber das größte Problem, dass es im Prinzip keine Übungen für gezielten Sprach-Output gibt. Man kann stundenlang schweigend vor der App sitzen und kommt auch nie in die Verlegenheit, sich einen Satz in der Fremdsprache ausdenken zu müssen. Wie man dabei „Fluent“ werden soll, bleibt das Geheimnis der Entwickler.

Benutzerfreundlichkeit: Solide und durchdacht.

An der Benutzeroberfläche von FluentU gibt es kaum etwas auszusetzen. Die Struktur ist klar und leicht verständlich und die wichtigen Funktionen sind gut umgesetzt. Das Scrollen im Video ist sehr nützlich, wenn auch das Vor- und Zurückspringen manchmal etwas buggy ist.

Einziges echtes Manko, das ich ausmachen konnte, ist die Computerstimme, die für das Aussprechen einzelner Vokabeln und Sätze außerhalb der Videos herhalten muss. Auf Französisch ist diese ziemlich erträglich, auf Japanisch ist sie aber so künstlich, dass es kaum auszuhalten ist!

Das Design lässt sich am besten als ’solide‘ beschreiben. Nicht zu verspielt, aber auch nicht zu langweilig.

Eine Community, die zum Miteinander-Lernen anregen würde, gibt es leider nicht. So kann man sich auch kein Feedback von Muttersprachlern oder Mitlernern abholen, was schade ist. Weitere Gamification-Elemente bleiben auch aus, sodass das Üben leicht langweilig werden kann, wenn man nicht genug Eigenmotivation mitbringt.

Preis / Leistung: Auch kostenfrei lohnt sich’s

Auch schon das kostenfreie Angebot von FluentU kann sich sehen lassen. Hier gibt es Video und Audiofiles in allen Sprachen und Niveaus auszuprobieren und bis man diese durchgearbeitet hat, wird es schon ein Weilchen dauern. Wer mehr möchte, der kann 15€/Monat für unbegrenzten Zugang zu allen Videos oder 30€/Monat, wenn man zusätzlich den Lern- und Testmodus unbegrenzt nutzen möchte, zahlen. Das ist zwar ganz schön happig im Vergleich zu anderen Anbietern, allerdings wird der Content ständig erweitert und wöchentlich kommen neue Videos hinzu, was bei den Großen wie Babbel und Duolingo nicht der Fall ist. Außerdem gibt es bei letzterem noch PDF Transkripte und extra Vokabeldecks.

FluentUs Videoauswahl

Zielgruppe: Nichts für Kommunikative

FluentU ist aufgrund seiner Multimedia-Inhalte bestens für den auditiven, kinästhetischen und visuellen Lerner geeignet. Der kommunikative Typ kommt leider nicht so sehr auf seine Kosten, da man das eigene Sprechen schlichtweg nicht üben kann. Analytische Lerner, die Grammatik und eine Vorgabe durch einen Lernmanager bevorzugen, werden mit FluentU wahrscheinlich weniger glücklich und diesen ist mit Rosetta Stone besser geholfen.

Fazit: Viel Input für wenig Geld

Da die Basisversion von FluentU kostenfrei ist, lohnt es sich in jedem Fall, die Software auszuprobieren. Sie bietet viel authentischen Input und das ein oder andere Video ist vielleicht sogar ganz interessant, auch wenn viel Quatsch dabei ist. Die neu produzierten Kurse sind vielversprechend, müssen aber noch weiter ausgebaut werden. FluentU bietet eine brauchbare Alternative zum Film-gucken-in-der-Fremdsprache, wenn man diese noch nicht so gut beherrscht. Es unterstützt dabei, mit Spaß dranzubleiben. Auch wenn man mit FluentU keinesfalls fließend sprechen lernt, so kann man doch zumindest das auditive Verständnis sehr gut schulen. Ich empfehle daher jedem Sprachenlerner, für FluentU ein paar Bytes auf dem Smartphone freizuräumen.

Bildnachweis: © fluentu.com

2 Gedanken zu „Review: FluentU im Test – Sprachenlernen mit Videos und Untertitlen“

  1. Hallo,
    leider habe ich keinen kostenfreien Zugang gefunden. Lediglich eine 15tägige Testphase wird angeboten, die dann in die kostenpflichtige Version übergeht.
    Schade!
    Freundliche Grüße
    Bernd

    1. Hallo Bernd,
      danke für den Hinweis. Sie haben absolut recht, anscheinend hat der Anbieter dies mittlerweile geändert. In der Tat schade. Wenn man es nun testen will, muss man definitiv den kostenlosen Probezeitraum im Auge behalten.
      Grüße
      cR

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