Das erste Sprechen in der Fremdsprache ist wohl für jeden eine Herausforderung. Doch wie kann man die Hürde des ersten Sprechens erfolgreich meistern? Wir zeigen vier Wege auf, wie das erfolgreich gelingen kann. Im Rahmen meines Selbstversuchs „Spanisch lernen“ werde ich diese Tipps auch selbst testen und darüber berichten.
Das Problem: Der Erstkontakt und die Angst
Leider durfte ich es gerade selbst erfahren, wie groß die Angst vor der ersten Anwendung der neuen Sprache, in meinem Fall Spanisch, sein kann. Nach drei Wochen Spanischlernen im Rahmen meines Selbstversuchs, ging es nach Spanien. Im Vorfeld hatte ich mir schon einige Sätze zurechtgelegt.
Am Flughafen angekommen, wollte ich einen Bus nach Las Palmas nehmen. Also hatte ich mir von meiner Freundin Miriam den Satz „Ich möchte ein Ticket nach San Telmo.“ übersetzen lassen. Den spanischen Satz „Quiero un billete a San Telmo.” entsprechend im Kopf, betrat ich nervös den Bus. Und was kam aus mir heraus? “San Telmo, por favor.” Natürlich reichte es, damit der Busfahrer mir ein Ticket gab. Dennoch, die Angst und Nervosität hatte gewonnen. Und das nagt an mir.
Natürlich weiß ich, wie wichtig es beim Sprachenlernen ist, Fehler zu machen. Und ja, wir haben auch schon oft darüber gesprochen, wie wichtig die Anwendung ist, damit sich das Gelernte auch richtig verfestigt. Trotzdem bin ich bei meinem neuen Lernabenteuer wieder in die Falle “Sprechbarriere” getappt. Und da dies eine Schwierigkeit ist, der sich alle Sprachenlerner gegenüber sehen, ist es mir wichtig, eine entsprechende Lösung zu finden.
Das Interview – Wie kann ich die Sprechbarriere überwinden
Das Problem ist klar, Lösungen sind zu finden. Dazu habe ich mich mit Johann Schneider besprochen. Er hat den Erstkontakt bereits in 5 Sprachen erfolgreich gemeistert und seine Tipps sind mir wichtig. Im Folgenden lesen Sie eine entsprechende Abschrift des Interviews, das wir geführten.
Traue dich, draufloszureden!
Christian für talkREAL: Johnann, was ist deine wichtigste Empfehlung, um die erste Sprechbarriere zu überwinden?
Johann:
Wahrscheinlich wird jedem von uns schon einmal der Schweiß gekommen sein, wenn man einen Satz in der Fremdsprache benutzen musste oder gar ein Meeting in jener Sprache zu führen hatte. Diese erste Hürde des „Sich Trauens“, ist die problematischste. Der Andere könnte einen für unfähig halten, einen auslachen oder eben einfach nicht verstehen, weil man nur Stuss geredet hat.
Du musst dir klar werden, dass auf eine Bestellung wie „Deux café, s’il vous plaît!“ von der Mademoiselle kaum nur ein „oui“ zurückkommt. Es wird ein netter Satz folgen, vielleicht mit einer Frage dabei. Allein schon, die Bestellung in Französisch auszuformulieren, war schwierig, nun sollst du auch noch weiter antworten? Na klar!
Hier helfen Sätze, die du dir vorher zurechtlegst. Du wirst merken, dass mit jedem Satz, den du sagst und mit jedem bisschen, was dein Gegenüber mehr von dir versteht, du sicherer wirst, dich mehr traust. Situationen wie die Bestellung im Café werden schnell Routine, solche Sätze bilden eine gute Grundlage für ein kurzes Gespräch, sie helfen dir, dich zurechtzufinden und nehmen dir die Panik davor, draufloszureden.
talkREAL-Tipp! In unserem Coaching finden Sie eine Liste mit den wichtigsten Notfallsätzen, die Ihnen weiterhelfen können! [Anmerkung der Redaktion]
Wenn du dann darüber hinaus bist, deinen Kaffee doch recht monoton mit immer den gleichen Worten zu bestellen, dann sprich einfach mal drauf los. Frag, wie dein gegenüber das Wetter empfindet oder wie spät es ist. Dazu brauchst du keine fertigen Sätze, sowas geht einem leicht über die Lippen und wird schnell selbstverständlich. Wenn dir zum dritten Mal klar wird, dass es kurz nach fünf ist, frag, welche Buslinie dich am besten an dein Ziel bringt. Ob du den Bus nun nimmst oder nicht, Hauptsache, du sprichst frei und möglichst verständlich. Jedes Wort in der Fremdsprache bringt dich zu mehr Sicherheit!
Kurz und knapp: Nutze vorgefertigte Sätze für bestimmte Situationen und arbeite dich voran. Es muss nicht immer eine sinnvolle Unterhaltung sein, drauflosreden ist wichtig.
Erster Schritt „Zuhören“
Christian für talkREAL: Ok, aber einen vorgefertigten Satz hatte ich ja auch im Kopf, trotzdem war da eine Barriere.
Johann:
In der Regel gilt, erstmal ankommen. Man darf auch nicht zu viel wollen. Du lernst ja auch erst seit drei Wochen Spanisch und das nebenbei.
Für viele Französischlerner sind beispielsweise die ersten Stunden in Marseille oder Paris ein Weg durch das Labyrinth des Verstehens, des Sprechens. Hier kann es helfen, sich auf den Bahnhof oder einen anderen öffentlichen Platz zu stellen und zuzuhören. Sei es nun ein Gespräch über die nächste Aktie, die jemand kauft oder welchen Fisch man nehmen sollte. Hör den Leuten zu und versuche, möglichst viel zu verstehen. Schnell gewöhnt man sich an das, was um einen herum geschieht und ist völlig eingetaucht. Das ist der erste Schritt zum Abbau der Blockade.
Auch das Zuhören stellt so eine Art des Sprechens dar. Die sogenannte „egoistische“ oder „introvertierte“ Kommunikation. Sobald dein Ohr etwas hört, was es nicht kennt, versucht es, die Dinge im Hirn zu verarbeiten. Die Struktur der spanischen oder russischen Aussprache wird schnell viel deutlicher. Nicht gesprochene Endungen werden automatisch im Hirn angefügt, plötzlich wird alles so viel logischer.
Der nächste Schritt kann dann sein, mit Menschen zu sprechen, die wissen, dass man gerade erst mit dem Lernen begonnen hat. Sie sind häufig sehr nett und zeigen einem die eigenen Fehler. Der Hinweis, dass die Aussprache falsch war, ist grundsätzlich keine Kritik, es ist eine Hilfe. Nimm die Korrektur an und setze sie direkt um, sprich das Wort erneut aus, um zu sehen, ob du es richtig gehört hast.
Akzeptiere die Hilfen und Korrekturen anderer und höre Fremden bewusst zu. Dabei kannst du dir ein einfaches Ziel selbst vorgeben: „Gehe schlauer aus einem Raum hinaus, als du hineingingst“.
Dein Gegenüber ist ein Mensch, der Fehler macht
Christian für talkREAL: Gehen wir nochmal auf die konkrete Situation eines Gesprächs ein. In unserem Artikel „Reden ist Gold – Warum du Fehler machen musst“ haben wir ja bereits angerissen, wie dein Gegenüber Fehler eigentlich wahrnimmt. Kannst du dazu noch etwas sagen?
Johann:
Klar, dein Gegenüber ist ein wichtiger Part beim Sprechen. Die erste Hürde zeigt, dass die größte Angst darin besteht, dass dich dieser jemand nicht versteht. Völlig unbegründet mag das nicht sein, allerdings lässt sich auch dagegen etwas tun! Beispiel Frankreich, die Mademoiselle hat etwas gesagt und die große Stotterei will ihren Anfang nehmen. Nicht, weil du nicht sprechen kannst, nein, weil du einfach nervös bist!
Doch was wäre, wenn die Mademoiselle Deutsch lernen müsste? Würdest du sie auslachen, wenn sie einen falschen Artikel benutzt oder würdest du dich bemühen, sie zu verstehen und ihr eine möglichst für sie verständliche Antwort geben? Wohl eher Letzteres. Nichts anderes wird dein Gegenüber versuchen.
Dein Gesprächspartner ist auch nur ein Mensch, der Fehler macht, er wird dir helfen, dich vielleicht an die Hand nehmen und dir zeigen, wie es geht. Genauso wünscht derjenige es sich nämlich auch, wenn er in der gleichen Situation ist!
Fragen sind menschlich und helfen weiter
Christian für talkREAL: Gibt es bestimmte Situationen, die du für ein erstes Sprechen besonders empfehlen kannst?
Johann:
Nicht wirklich, denn man sollte jede sich bietende Möglichkeit zum Sprechen ergreifen. Die viel zitierte Mademoiselle wird sicher Auskunft geben, so gut sie kann, wenn die Sympathie stimmt.
Im Geschäftlichen gilt, auch dein Geschäftspartner will Umsatz machen, also erklärt er es dir lieber, als darauf zu verzichten. Bei Geschäftssituationen hilft es oft, sich klarzumachen, dass man selbst Informationen hat, die der andere haben möchte, eine verweigerte Hilfe bedeutet keine Infos und damit auch kein Geld.
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Doch nur einer ist die Nummer 1!
Wenn du eine Vokabel nicht kennst oder etwas nicht verstanden hast, dann frag nach! Scheu dich nicht vor einer Frage, akzeptiere sie als notwendiges Mittel des Lernens! Und wenn du nett fragst und lächelst, wird es funktionieren, natürlich, schließlich wollen beide Gesprächspartner am Ende einen guten Tag und vielleicht ein florierendes Geschäft haben.
Auch Fragen nach der Wiederholung eines Satzes sind keine Schande, denn auch hier gilt oben angeführtes. Schließlich wollen wir alle weiterkommen, also frag nach, wenn du etwas nicht verstanden hast!
Christian für talkREAL: Vielen Dank für das Interview und deine Tipps, Johann!
Fazit: So überwindet man die Sprechbarriere.
Ich freue mich ganz persönlich über die neuen Anregungen und habe für mich beschlossen, mich selbst weniger unter Druck zu setzen. Denn wie so oft, steht man sich eigentlich nur selbst im Weg. Also alles etwas gelassener angehen, dann klappt es auch mit dem Busticket ?
Einen Tipp will ich am Ende auch noch beisteuern. Kleine Kinder fragen häufig „Warum?“. Dies ist perfekt, um eine Kommunikation im Gange zu halten. „Warum“ plus Teile der Aussage des Gegenübers verleiten ihn definitiv, weiter zu sprechen. Ob ich dann jedes Wort verstehe, spielt am Anfang des Lernens keine Rolle. Es ist wichtig, überhaupt mit dem Sprechen zu beginnen.
Selbstverständlich werde ich die hier präsentierten Tipps auch selbst anwenden. Ich lade Sie herzlich ein, dem talkREAL Institute auf Facebook, Twitter und Google+ zu folgen. Dort werde ich über meine Fortschritte entsprechend berichten.
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