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Review: Der Audiokurs LanguagePod101 im Test

Wie viele andere auch behauptet LanguagePod101.com die ’schnellste, einfachste, und unterhaltsamste‘ Art zu sein, eine neue Sprache zu lernen. Wie viel an dieser Behauptung dran ist, will ich in folgendem Test erläutern. Ihr Konzept sind Audio-Podcasts, die durch Annotationen und weitere Features ergänzt werden. Womit LanguagePod101 ohne Frage glänzt, sind aggressive Werbemaßnahmen. Ob man für sein Geld auch entsprechende Leistung bekommt, erfahrt ihr hier.

Was wird getestet

LanguagePod101 gibt es für den Browser und als Smartphone App in sage und schreibe 34 Sprachen. Außerdem ist zwischen der kostenfreien Version und mehreren kostenpflichtigen Versionen zu unterscheiden. Für meinen Test habe ich Französisch und Japanisch für das Smartphone in der kostenlosen und der Premium-Plus-Version getestet.

Das Einsteiger-Angebot: Zu schön, um wahr zu sein?

Das erste, was jeder zu sehen bekommt, der sich mit einem neuen Account auf der LanguagePod101-Website anmeldet, ist eine großformatige Werbebotschaft, die einem derartig ins Gesicht springt, dass man sie intuitiv wegklicken möchte. Es geht dabei um eine ‚Once in a lifetime!‘- Chance, die ’nur dieses eine Mal!!‘ besteht und für immer verschwindet, sobald man ‚Weiter‘ klickt. Als vorsichtiger Internet-Nomade merke ich hier schon ein leichtes Grummeln im Magen, aber um die Sache beurteilen zu können, habe ich mich selbst auf dieses sonderbare Angebot eingelassen.

Webauftritt: Emfpang durch Videobotschaft

Was ist das Once-in-a-lifetime-Angebot?

Worum geht es? Das Angebot beinhaltet gleich eine ganze Reihe an Goodies, die andernfalls für teuer Geld erworben werden müssten. Man erhält eine Premium-Mitgliedschaft für einen Monat (statt den 7 Tagen, die ohnehin jeder bekommt) und kann im Shop ein Produkt (Audiokurs oder Software) der Wahl herunterladen. Dazu gibt es noch allerlei Audio-Files und PDFs, die einem zugeschickt werden. Und das alles für 1€. Also wo ist der Haken?
Der Haken an der Sache ist die Premium-Mitgliedschaft. Die gibt es zwar tatsächlich für nur 1€ für einen Monat, allerdings wird diese ‚for your convenience‘ automatisch am Ende des Monats verlängert, wenn man nicht rechtzeitig kündigt. Ihr könnt also beruhigt das Angebot annehmen, denn es gibt wirklich viel für wenig Geld, aber seid wachsam!

Umfang & Features: Viele Zielsprachen, nur eine Unterrichtssprache

Das Sprachangebot von LanguagePod101 ist wirklich großartig. 34 Sprachen stehen zur Auswahl, darunter Exoten wie Thai, Urdu, Philippinisch und Afrikaans. Eine vollständige Liste findet ihr hier. Allerdings ist bei allen die Unterrichtssprache Englisch. Einige Grundfeatures lassen sich kostenlos nutzen. Darunter fallen die ersten Audiofiles vieler Lektionen und auch einige Videos. Weitere Features können durch verschiedene Pakete erworben werden.

Basic

(59,99€/Jahr oder 7,98€/Monat)
Hiermit erhält man Zugang zu allen Audiofiles und Videos, samt PDF-Annotationen

Premium

(179,99€/Jahr oder 24,98€/Monat)
Zusätzlich kann man unter anderem eigene Wortlisten zum Üben erstellen, man kann die Sätze einer Lektion einzeln nachschlagen und Quizze erledigen. Dazu gibt es Videos in HD-Qualität, Wörterbücher, Grammatik-Nachschlagewerk und viele weitere nützliche Dinge.

Premium Plus

(299,98€/Jahr oder 46,99€/Monat)
Wem das noch nicht genug ist, kann sich seinen eigenen Lehrer dazubuchen, mit dem man Nachrichten austauschen und lernen kann.

Mobile

(74,98€/Jahr oder 9,98€/Monat)
Premium-Zugang auf dem Smartphone (etwas weniger Features als Premium im Browser), aber nicht im Browser.

Didaktisches Konzept: Klappe halten, Zuhören

Wenn man nicht gerade eine Premium-Plus-Mitgliedschaft erworben hat, ist LanguagePod101 ein reiner Audiokurs. Die Lektionen sind aufgeteilt in ‚Introduction‘, ‚Absolute Beginner‘, ‚Beginner‘, ‚Intermediate‘ und ‚Advanced‘ und einige Bonuslektionen. Jeder Unterbereich enthält mehrere ‚Seasons‘, die wiederum 25 Audio-Lektionen enthalten. Zusätzlich gibt es noch viele Videos unterschiedlicher Machart und Thematik für alle Kompetenzstufen.

Gut verständliche Kurse durch gut geschulte Lehrer

Die Kurse werden von 2-3 Moderatoren gehalten und beinhalten stets einen kurzen gespielten Dialog, der im Anschluss von den Moderatoren analysiert wird. Dabei gehen sie auf einzelne Vokabeln ein, auf grammatikalische Punkte und Aussprache. Die Sätze, die im Dialog vorkommen, werden des öfteren wiederholt, so dass man einige Zeit hat, das Gehörte zu verdauen. Die Moderatoren sind gut geschult und die Lektionen gut verständlich. Man kommt sich tatsächlich ein bisschen vor, als hätte man einen privaten Lehrer, mit dem Unterschied, dass man selbst niemals zum Sprechen kommt.

LanguagePod101 Interface Gestaltung

Mit Vorkenntnissen schwieriger Einstieg

Die Lektionen sind größtenteils aufeinander aufgebaut, so dass man gut daran tun würde, vorne anzufangen. Wenn man schon Vorkenntnisse in der Zielsprache hat, wird es schwierig, den richtigen Einstieg zu finden, zumal nicht ersichtlich ist, welche grammatikalischen Formen bis zu welchem Punkt behandelt wurden. Selbes Problem haben allerdings die meisten anderen Apps auch.

Was bringen die Zusatzfeatures?

Einige kostenpflichtige Features sind sehr nützlich, andere weniger. Die Option, sich nur den Dialog ohne Moderation nochmals anzuhören, ist sicherlich ein wichtiges Feature. Ebenso die Möglichkeit, einzelne Sätze und Vokabeln samt Übersetzung vorlesen zu lassen. Völlig sinnfrei finde ich zum Beispiel die ‚Vokabel-Videos‘, in denen die gelernten Vokabeln einfach 5 Sekunden lang als Still präsentiert werden und danach die Übersetzung erscheint.

Ein eigener Lehrer lohnt sich nicht

Auch die Premium-Plus-Funktion habe ich getestet bei der man einen privaten Lehrer zugewiesen bekommt, mit dem man Text- und Audionachrichten austauschen kann. Zunächst sollte ich einen Einstufungstest machen, woraufhin mir eine entsprechende Lektion unter den normalen Audiokursen empfohlen wurde, mit dem ich beginnen könne. In regelmäßigen Abständen werden einem vom System Themen gestellt, zu denen man Texte schreiben kann, die wiederum vom Lehrer korrigiert werden.

In meinem Fall waren diese Aufgaben aber oft lächerlich einfach, so dass ich mich fragen musste, wozu der Einstufungstest gemacht wurde. Die Reaktionszeit meiner Lehrerin war oft weniger als einen Tag, was für die Korrektur eines längeren Textes ok ist, ein Gespräch kommt so allerdings nicht zustande. Sehr negativ aufgefallen ist die Tatsache, dass es in der Chatfunktion keine Möglichkeit zum Auszeichnen von Text, wie ‚fett‘, ‚kursiv‘ oder ‚unterstrichen‘ gibt. Wenn man einen längeren korrigierten Text zurückerhält, ist das Finden der korrigierten Stellen somit sehr mühsam, zumal auf einem kleinen Smartphone-Screen, wo man permanent scrollen muss. Auf meinen expliziten Wunsch hin ging meine Lehrerin dann dazu über, Korrekturen in Großbuchstaben zu schreiben, da das die einzige Möglichkeit war, die entsprechenden Stellen zu markieren.

LanguagePod101 Premium Plus Feature

Benutzerfreundlichkeit: Schwächen bei teuren Zusatz-Features

Die Bedienung der App ist recht einfach und leicht zu verstehen. Zwar gewinnt das Design keine Preise, aber es ist auch nicht schrecklich. Was aber teilweise ziemlich nerven kann, ist der Humor einiger Moderatoren. Das variiert natürlich von Sprache zu Sprache und ist auch sicherlich eine subjektive Empfindung, aber gerade dem Japanisch-Moderator konnte ich oft nicht zuhören, ohne die Augen zu verdrehen und entnervt in der Audiodatei vorzuspringen. Beim Französischkurs sah die Sache aber schon wieder besser aus.

Weniger sinnvolle Features: Transkript und Vokabeltest

Viele der beworbenen Features scheinen nicht für den digitalen Gebrauch ausgelegt zu sein. Die PDF-Transkripte und Checklisten, die es zum Herunterladen gibt, sind nur ausgedruckt nutzbar. Für Menschen, die gerne mit Papier lernen, ist das vielleicht praktisch, aber für eine digitale App zu dem Preis ziemlich schwach.

Die Möglichkeit, sich die einzelnen Sätze des Dialogs samt Übersetzung nochmals einzeln anzuschauen, ist zwar ein interessantes Feature, allerdings ist die Übersetzung stets auf den ganzen Satz bezogen. Es gibt keine Möglichkeit, ein einzelnes Wort eines Satzes nachzuschlagen, was sehr ärgerlich und wenig hilfreich ist. Die Vokabelübersicht kann hier teilweise Abhilfe schaffen, allerdings sind dort nicht sämtliche Worte des Textes, sondern nur ’neue‘ Vokabeln gelistet.

Sehr negativ aufgefallen sind auch die erwähnten Schwächen der Premium-Plus-Version, die bei einem derartigen Preis wirklich inakzeptabel sind.

Browser hui, mobile pfui

Erwähnt werden sollte noch, dass die Browser-Version einige Features enthält, die in der mobilen Version nicht vorhanden sind. So kann man dort Lernstatistiken einsehen und genau verfolgen, wie viel Prozent einer Lektion man schon bearbeitet hat. Die beworbene ‚lively community‘ findet sich auch nur am Computer. Dabei handelt es sich im Großen und Ganzen um die Möglichkeit, zu einzelnen Lektionen Kommentare zu hinterlassen, die auch von der Moderation beantwortet werden. All diese Features fehlen leider in der mobilen Version. Auch das Design scheint im Browser ein bisschen mehr Beachtung geschenkt bekommen zu haben. Insgesamt scheint die mobile Version im Vergleich eher stiefmütterlich behandelt worden zu sein.

Das Browserinterface von Languagepod101 hat mehr zu bieten

Preis / Leistung: Basis-Paket sinnvoll, Erweiterungen nicht

Die Basis-Version für ca. 8€/Monat, für die man die gesamte Palette an Audiolektionen erhält, lohnt sich durchaus. Die Kurse sind gut gemacht und gerade für Anfänger sicherlich sehr hilfreich. Für diesen Preis gibt es wirklich eine sehr große Zahl an Lektionen, zu denen auch ständig neue hinzukommen.

Die weiteren Features, die sich für einen höheren Preis dazubestellen lassen, lohnen sich meiner Meinung nach nicht, vor allem, wenn man die Software nur mobil benutzen will. Die PDF-Annotationen und Transkripte lassen sich auf einem mobilen Gerät nur schwer nutzen.

Völlig überteuert finde ich die Premium-Plus-Version mit eigenem Lehrer. Für sinnvolles Feedback ist die Software einfach nicht ausgelegt und das zu einem Preis, der sogar den Premiumanbieter Rosetta Stone überholt. Hier ist man mit einer Tandem-Software wie HelloTalk weitaus besser bedient, wie ich finde.

Line-by-line-Audio, Vokabellisten und Vertiefung

Zielgruppe: Für den auditiven Lerner

LanguagePod101 ist ganz klar für den auditiven Lerner gemacht. Dieser kommt hier wirklich auf seine Kosten. Die Audiokurse sind vor allem sinnvoll, wenn man unterwegs lernen möchte und volle Bewegungsfreiheit braucht. So kann man beim Autofahren, Joggen oder Kochen lernen, ohne den Blick abwenden zu müssen. Alle anderen Lerntypen kommen leider etwas kurz. Selbst das Premium-Plus-Programm ist nichts für den kommunikativen Typen, da eine Unterhaltung so gut wie nicht stattfinden kann. Hier geht es lediglich darum, eine natürliche Intelligenz zu konsultieren, die die eigenen Texte korrigiert.


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Fazit: LanguagePod101 im Test – Mit Einschränkung empfehlenswert

LanguagePod101 lohnt sich für alle, die eine Sprache gern auf dem akustischen Weg lernen möchten. Für etwa 8€ im Monat erhält man viel Kurs für sein Geld und findet einen guten Einstieg in die Sprache. Man sollte aber keine interaktive Sprachlern-App erwarten, dafür sind die weitergehenden Features zu rudimentär und nicht nützlich genug. Das Geld für einen eigenen Lehrer kann man sich lieber sparen. Ob einem die Moderation zusagt, findet man am besten heraus, indem man sich einen kostenfreien Account anlegt, mit dem man schon einige Lektionen anhören kann. Sollte euch dabei das einmalige Sonderangebot für 1€ gemacht werden, nutzt die Gelegenheit, aber vergesst nicht, wieder zu kündigen!

Bildnachweis: © LanguagePod101.com, Titelbild: © Rawpixel.com – Fotolia.com

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