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False Friends = Finger weg! Darum sind „falsche Freunde“ so gefährlich.

Es hört sich an wie ein gut gemeinter Rat in der Erziehung unserer Kinder. Und das ist es auch, zumindest mehr oder weniger. Im Bereich Sprachenlernen beziehen sich die „False Friends“, oder zu Deutsch, die „falschen Freunde“, auf häufige Fallstricke in der Fremdsprache. Ein gut gemeinter Rat, den man in fast allen Sprachmagazinen und Sprachkursen findet. Allerdings können wir nur empfehlen, die „falschen Freunde“ komplett links liegen zu lassen.

Was ist ein False Friend?

Nur allzu oft treffen wir in den verschiedensten Lernmedien auf eine Listung mit sogenannten False Friends oder falsche Freunden. Es sind Hinweise bezüglich der häufigsten Sprachfallen in einer Fremdsprache.

Die wahrscheinlich am häufigsten zitierte falsche Verwendung ist „to become“ im Englischen. Mit „I become a steak“ als Bestellung im Restaurant wird man wahrscheinlich ein Lacher serviert „bekommen“, aber eben kein Steak. Denn „to become“ bedeutet „werden“ und klingt nur so ähnlich wie das Deutsche „bekommen“.

Und so findet man diese offensichtlich gut gemeinten Hinweise in vielen Sprachmaterialien. Ob im Sprachmagazin Spotlight oder in dem eigentlich für gut befundenen Online-Sprachkurs Babbel, auf die false friends wird immer wieder ausdrücklich hingewiesen.

Warum sind die falschen Freunde so gefährlich?

Ich könnte jetzt noch ein wenig mehr auf dem obigen Beispiel rumreiten oder Ihnen noch viele andere Beispiele dieser Art zeigen. Sie würden dann in der Folge ziemlich schnell merken, was das Problem mit dieser Art des „Lernens“ ist…

Sie verknüpfen das Falsche!

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es gibt keine sicherere Methode, in sämtliche Sprachfallen zu tappen, als sich intensiv mit den falschen Freunden auseinanderzusetzen!

Der Grund liegt einmal mehr in der Funktionsweise unseres Gehirns. Wir lernen Informationen, indem wir ihnen Aufmerksamkeit schenken. Beschäftigen Sie sich nun mit dem „False Friend“ aus dem obigen Beispiel, verknüpft Ihr Gehirn automatisch „bekommen“ mit „become“, da Sie beiden Wörtern in einer Sinneinheit, Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Dass diese Vorgehensweise nicht funktioniert, können Sie übrigens leicht nachprüfen. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Restaurant und möchten besagtes Steak bestellen. Sie formen den deutschen Satz in Ihrem Kopf und versuchen, ihn zu übersetzen (grundsätzlich eine falsche Vorgehensweise, aber sehr weit verbreitet). Bei dem Wort für „bekommen“ haben Sie die alte Verknüpfung zu „become“. Dies muss wiederum mit der Information verbunden sein, dass dies falsch ist und schließlich muss auch noch das richtige Wort damit verknüpft sein. Dieser Denkprozess ist viel zu lang, kompliziert und funktioniert schlichtweg nicht. Warum sollte man sich dann überhaupt mit den falschen Freunden beschäftigen?


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Für uns ist es einfach schwierig, an etwas nicht zu denken. Das Beispiel „Denken Sie jetzt bitte nicht an einen rosa Elefanten“ ist wahrscheinlich hinlänglich bekannt und zeigt, wie unser Gehirn tickt. Wir können nicht an etwas nicht denken, ohne daran zu denken. Kurzum: Wir müssen uns von Anfang an auf das Richtige konzentrieren, denn daran dürfen wir natürlich sehr gerne denken.

Wie umgehe ich diese häufigen Sprachfallen am besten?

Die gute Nachricht, es geht auch einfacher. Anstatt der falschen Wortkombination Aufmerksamkeit zu schenken, sollten Sie sich ausschließlich mit der richtigen Formulierung auseinandersetzen:

  • Nutzen Sie Filme in Ihrer Wunsch-Fremdsprache,
  • schauen Sie TV
  • oder hören Sie sich Podcasts an.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, einem Muttersprachler bei der Bestellung im Restaurant zuzuhören. Besuchen Sie beispielsweise ein internationales Meetup. Das hilft Ihnen gleich, Ihre Fremdsprache auch in der Praxis zu trainieren. Merken Sie sich dann eine Formulierung, die ein Muttersprachler verwendet, und wenden Sie diese immer wieder an.

Ihr Gehirn wird so die richtige Verknüpfung zur richtigen Formulierung herstellen und diese wird Ihnen bei Ihrer nächsten Bestellung dann auch sofort zur Verfügung stehen – ganz ohne umständliche Übersetzung.

Fazit: False Friends bitte ignorieren

Das Fazit dieses Artikels ist somit: Der Hinweis auf „falsche Freunde“ ist nett gemeint, wird aber besser komplett ignoriert!

Beim Schreiben dieses Artikels habe ich übrigens ganz bewusst nicht die richtige „Bestell-Floskel“ für Ihren Restaurantbesuch erwähnt. Hören Sie mal in sich hinein, bemerken Sie bereits eine falsche Verknüpfung von „become“ und „bekommen“? Ich hoffe zwar, dass die Antwort nein ist, befürchte allerdings, dass auch viele mit „Ja“ antworten müssen. Tun Sie sich selbst einen Gefallen, konzentrieren Sie sich von Anfang an auf das, was richtig ist.

Bildnachweis: © Depositphotos/Wavebreakmedia

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