Mit unserem Blogbeitrag über die verschiedenen Lerntypen haben wir bereits die Frage nach der effektiven Informationsaufnahme ausführlich diskutiert. Doch neben dem persönlichen Lerntyp beeinflusst auch der individuelle Lernstil die Effektivität des Sprachenlernens und so schlussendlich unseren Erfolg. Aus diesem Grund erklären wir in diesem Hintergrundartikel, welche Lernstile im Allgemeinen unterschieden werden und wie Sie diese bei der Wahl des richtigen Lernmediums berücksichtigen können.
Kennen Sie das? Sie treffen sich mit Freunden oder Kommilitonen, um beispielsweise für eine Klausur zu lernen und irgendwie fällt es Ihnen schwer, in der Gruppe die Informationen auszutauschen oder sich selbst einzubringen? Nun, neben den Lerntypen, die ihre optimale Informationsaufnahme beschreiben, gibt es noch andere Einflüsse, die es beim effektiven Lernen zu berücksichtigen gilt – Wir nennen es den individuellen „Lernstil“.
Wie unterscheiden sich Lernstil und Lerntyp?
In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass die verschiedenen Begrifflichkeiten Lerntyp und Lernstil teilweise verschwimmen. Ein Grund dafür ist, dass die Wissenschaft verschiedene Konzepte mit verschiedenen Definitionen herausgebracht hat. So tauchen die gleichen Begriffe teilweise in unterschiedlichen Zusammenhängen auf.
Für uns sind zwei Fragen für die Vorbereitung des Sprachenlernens von Bedeutung:
- Wie nehme ich Informationen am effektivsten auf? = Lerntyp
- Wie lerne ich am liebsten? = Lernstil
Das Wissen über den eigenen Lerntyp fließt somit in die Frage des Lernstils mit ein, da der Lernstil die übergeordnete Frage ist. Es geht dabei darum herauszufinden, ob man lieber in einer Gruppe lernt oder doch für sich alleine. Konzentriert man sich auf die Theorie hinter einer Sprache und legt Wert auf 100 % korrektes, aber vielleicht langsameres Sprechen? Im Gegensatz dazu könnte man sich auch auf das flüssige Sprechen konzentrieren und ein paar Fehler in Kauf nehmen.
Lernstile in Theorie und Praxis
In Praxis und Wissenschaft wurden in den vergangenen Jahren viele verschiedene Theorien und Ansätze entwickelt. Sei es das Modell nach David Kolb, Anthony Gregorc oder Bernice McCarthy, wir haben diese Methoden durchgearbeitet und auf Praxistauglichkeit im Fremdsprachen-Alltag hin geprüft. Das Fazit vorab: Keine der Ansätze hat uns in Sachen Sprachenlernen wirklich überzeugt. Unser Ziel ist es a) die Individualität des Lernenden und b) die Unterschiedlichkeit der Lerninhalte und die zugehörigen Methoden im Blick zu haben. Gleichzeitig soll die Lernstil-Unterscheidung einfach zu verstehen sein und eben auch auf die verschiedenen Sprachangebote anwendbar sein.
Die vier Lernstile nach talkREAL
Wir haben einen Ansatz formuliert, der auch in der Praxis eine wichtige Hilfestellung geben soll. Natürlich haben wir das Rad dabei nicht neu erfunden, sondern vielmehr das wichtige und praxisrelevante aus verschiedenen Ansätzen kombiniert. Wir halten die Unterteilung in die folgenden vier Lernstile für sinnvoll.
Analytisch
Der Analytiker konzentriert sich auf die Details einer Sprache. Für ihn sind Grammatikregeln sehr wichtig und er zerlegt gerne Wörter und Sätze. Beim Sprechen in der Fremdsprache versucht er, Fehler zu vermeiden und überlegt länger, wie er sich möglichst akkurat und korrekt ausdrückt.
Praktisch
Der Praktiker interessiert sich eher für das große Ganze und verliert sich weniger in Details. Für ihn steht im Vordergrund, eine Idee zu vermitteln, auch wenn dies nicht immer 100% grammatikalisch richtig ist. Im Allgemeinen ist der Praktiker ein wenig risikobereiter und nimmt manchen Fehler in Kauf. Für ihn ist es wichtig, fließend zu sprechen.
Gesellig
Der Gesellige lernt gerne in Gruppen. Er umgibt sich gerne mit Anderen und hat eine ausgeprägte Fähigkeit, seine Mitmenschen zu verstehen und mit ihnen zu interagieren. Dabei kann er sich in sie hineinversetzen und versteht auch non-verbale Kommunikation bestens. Der Gesellige erkennt, was die Gruppe benötigt und gibt es ihr. Umgekehrt benötigt er die Gruppe, um effektiv zu lernen. Der Gesellige lernt somit auch Vokabeln und Aussprache von anderen. Er korrigiert dabei aber auch gerne Andere, um ihnen so zu helfen, besser zu werden.
Solistisch
Der Solist bevorzugt es, alleine zu lernen und gibt sich dem Selbststudium hin. Dabei hat er eine ausgeprägte Fähigkeit, in sich selbst hineinzuhören und seine eigenen Interessen und Ziele zu formulieren und diese auch zu verfolgen. Der Solist übt bspw. die korrekte Aussprache, indem er Lernsoftware mit Aufnahmefunktion nutzt, die ihn so lange verbessert, bis er die korrekte Betonung verinnerlicht hat.
Lerntechniken und Produkt-Tipps
Welche Strategie sollten Sie nun am besten beim Erlernen der nächsten Fremdsprache anwenden? Im Folgenden zeigen wir, welche Methoden des Sprachenlernens am besten zum jeweiligen Lernstil passt.
Analytisch
Da es für den Analytiker wichtig ist, die Struktur hinter der Sprache zu verstehen, sollte er sich auch sehr früh im Lernprozess mit den verschiedenen Regeln einer Sprache auseinandersetzen. Dafür eignen sich Grammatiklisten und Bücher, die ins Detail gehen und ihm das Einüben der Regeln ermöglichen.
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Praktisch
Häufig sucht der Praktiker den Methoden-Mix, da es für ihn im Vordergrund steht, dass sich das Lernen in seinen Alltag integriert. So nutzt er Audio-CDs während des Sportes oder auf dem Weg zur Arbeit. Mobile Apps, wenn er unterwegs ist oder Onlinekurse in einer ruhigen Minute. Meist lernt der Praktiker auch viel durch passiven Konsum in der Zielsprache, das heißt Filme schauen, Radio hören, etc.
Gesellig
Für den Geselligen eignen sich alle Lernformen, die in Gruppen stattfinden, vom Sprachtandem bis hin zu den verschiedenen Methoden des Sprachunterrichts, wie Sprachkurse und Sprachreisen.
tR-Tipp! Achten Sie insbesondere bei Sprachreisen auf die Qualität der Sprachschule vor Ort.
- Fragen Sie aktiv nach den dort angewendeten Lehrmethoden. Sollten diese ähnlich sein, wie Sie vielleicht bereits in der Schule gelernt haben, dann fragen Sie sich, wie effektiv dies für Sie war?! Natürlich sollte der Unterrichts-Fokus für den Geselligen auf Gruppenarbeit liegen.
- Sprachreisen sind in der Regel kostspielig und so bieten nur die Angebote, die auf dem neusten Stand der „Lehr-Forschung“ beruhen, in der Regel einen Mehrwert.
- Wichtig ist auch, dass die Klassengröße vor Ort auf einige wenige Schüler beschränkt ist, so dass Sie auch aktiv sprechen können. Der Gesellige bevorzugt insbesondere den Austausch mit der Lehrkraft, auch dies ist in Kleingruppen eher möglich.
- Eine Einteilung nach Leistungsstufen sollte Standard sein. Bedenken Sie, dass Sie insbesondere auch passiv (durch zuhören) lernen und das sollten Sie von Muttersprachlern!
Solistisch
Beim Sprachenlernen geht es darum viele Fertigkeiten zu trainieren, Lesen und Schreiben genauso wie das Sprechen. Vieles kann man sich dabei im Selbststudium beibringen. Eine Vorgehensweise, die der Solist bevorzugt. Dabei bietet sich ihm ein breites Spektrum von Arbeitsheften bis hin zu Lernsoftware. Es sollte allerdings mindestens ein Medium gewählt werden, dass eine gute Spracherkennung beinhaltet, denn gerade wenn man alleine lernt, ist es wichtig, jede Möglichkeit des Sprechens zu nutzen. Audio-CDs sind in diesem Zusammenhang ebenfalls hilfreich.
Was bedeutet dies nun für das eigene Lernen?
Im Grunde dient die Berücksichtigung des individuellen Lernstils und des jeweiligen Lerntyps der Steigerung der Motivation. Sie nehmen die Inhalte schneller auf und erzielen so schnellere Lernerfolge. Diese Effektivität hilft im Allgemeinen motiviert weiterzulernen, da man die Früchte der eigenen Arbeit direkt erlebt.
In diesem Sinne der Effizienzsteigerung sei angemerkt, dass wir empfehlen, Sprachangebote zu wählen, die möglichst Ihrem Lernstil entsprechen. Das breite Produktangebot bietet dabei auch beste Möglichkeiten. Allerdings sollte man dies auch nicht zu strikt sehen.
Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Schauen wir uns Langenscheidts IQ an. Es handelt sich dabei um einen intuitiven Sprachkurs, der aus vielen intelligent vernetzten Komponenten besteht. Zum Beispiel beinhaltet Langenscheidt IQ Lernsoftware, eine mobile App und einen Audio-Kurs. Dadurch deckt es viele verschiedene Lerntypen und Lernstile ab.
Nehmen wir nun z.B. Carla, die Sie bereits aus der Slide Show auf unserer Startseite kennen. Ihr Lernstil ist analytisch und gesellig. Ein Test zu Ihrem Lerntyp ergab eine visuelle und literarische Ausprägung. Sie erfüllt in diesem Beispiel nicht alle Eigenschaften, dennoch deckt Langenscheidt IQ komplett Carlas Lerntyp und Lernstil ab. Das ist natürlich perfekt und insbesondere da sich Langenscheidt IQ flexibel auf Carla anpasst und bspw. die Audio-CD weniger ins Lernen einfließen lässt.
Nichts desto trotz könnte es auch für Carla sinnvoll sein, ein Sprachprodukt ergänzend zu wählen, dass nicht 100% zu Ihrem Lernstil passt. Möchte Sie bspw. die Zeit während des Joggens zum Sprachenlernen nutzen, so kann sich ein Audio-Kurs trotzdem anbieten. Beachten Sie bei der Produktwahl also auch wie, wann und wo sie lernen möchten.
Mit diesem Beispiel möchten wir verdeutlichen, dass es in Sachen Lerntyp und –stil nicht nur schwarz und weiß gibt. Sie verstehen sich eher als Tendenz und Instrument zum effektiven Lernen.
Berücksichtigen Sie auch Ihr Lernziel
Neben der Berücksichtigung des Lernstils oder auch des Lerntyps sollte man allerdings auch nicht das Lernziel aus den Augen verlieren. Wenn Sie sich im Urlaub gerne mit der Bevölkerung unterhalten möchten, dann verzeihen Ihnen diese eher einen Fehler, als es beispielsweise im Geschäftsleben der Fall sein kann. Sie sollten also bei der Wahl des richtigen Sprachenprodukts auch immer Ihr Ziel im Blick haben.
It’s your turn…
Wir würden uns über Ihr Feedback freuen! Wie sinnvoll können Sie diese Lernstil-Einteilung nutzen und wie sehr berücksichtigen Sie dies bei der Wahl der richtigen Lernmethode? Posten Sie Ihre Gedanken und Erfahrungen doch einfach in unserem Kommentarbereich.
Vielen Dank im Voraus!
Ihr
talkREAL-Team
Bildnachweis: © Depositphotos.com/photo-deti
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