Ich kenne sie aus eigener Erfahrung nur zu gut, die Überwindung vor der ersten Anwendung der neuen Sprache. Das erste Gespräch, wenn man sich noch nicht ganz sicher fühlt – es ist immer eine Herausforderung.
Die Angst vorm Sprechen – genau zu diesem Thema habe ich mich mit Sina vom LebeJetzt Blog ausgetauscht. Sie schreibt dort auch über das Sprachenlernen und gibt Reisetipps.
In unserem Interview konzentrieren wir uns darauf, wie du über deinen eigenen Schatten springen und endlich deine Sprachkenntnisse erfolgreich anwenden kannst. Viel Spaß!
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Sina, kennst du dieses Gefühl auch, die Angst vor dem ersten Sprechen?
Klar kenne ich das. Da hast du eine Fremdsprache erlernt, kannst dich aber nicht überwinden, diese tatsächlich in einem Gespräch mit einem Muttersprachler anzuwenden. Und es geht vielen Lernenden so. Leider nimmt man sich aber so selber die Chance, seine Sprachkenntnisse weiter auszubauen und ein entspanntes Sprachgefühl zu entwickeln.
Das stimmt. Kannst du noch ein bisschen darauf eingehen, warum es so wichtig ist, neugelernte Sprachkenntnisse auch anzuwenden?
Du hast sicher viel Zeit und Energie in das Erlernen deiner ausgewählten Fremdsprache gesteckt. Das muss sich natürlich auch auszahlen. Aber noch viel wichtiger: Mit dem Anwenden des Erlernten wirst du deine Sprachkenntnisse weiter verbessern! Denn nur wenn du dich traust zu sprechen, kannst du auch Fehler machen. Und von seinen eigenen Fehlern lernt man ja bekanntlich am meisten.
Darüber hinaus musst du dir gar keine Sorgen machen, dass sich jemand über deine Fehler lustig machen wird. Natürlich kann es vorkommen, dass Muttersprachler ins Schmunzeln geraten, wenn sie dich das erste Mal sprechen hören. Das ist jedoch kein Zeichen von Ablehnung, sondern ganz im Gegenteil: meistens ist es ein Zeichen von Sympathie.
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Die Menschen sind oft begeistert zu hören, dass du dir die Mühe machst, dich mit ihnen in ihrer Muttersprache zu verständigen. Das trifft vor allem zu, wenn du eine exotischere Sprache erlernt hast.
Einheimische gehen oft nicht davon aus, dass ein Ausländer ihre Sprache spricht und freuen sich umso mehr, vom Gegenteil überzeugt zu werden. Egal wie gut deine Sprachkenntnisse sind, sie werden dir sicher viele Türen im Ausland öffnen! Da spreche ich aus eigener Erfahrung.
Was schlägst du vor, wie sollte man die neuen Sprachkenntnisse zu Anfang anwenden?
Da sehe ich verschiedene Optionen. Die einfachste Möglichkeit, wie du das Sprechen und Schreiben der Fremdsprache in deinen Alltag einbauen kannst, ist mit Hilfe eines Tandempartners oder einer anderen Person, die die gewünschte Sprache beherrscht. Tandempartner lassen sich ganz einfach über das Internet finden.
Das Tandem-Prinzip funktioniert wie folgt: Du bringst deinem Tandempartner Deutsch – oder eine andere Sprache, die du flüssig sprichst – bei und im Gegenzug hilft dir dein Tandempartner mit dem Erlernen deiner gewünschten Fremdsprache. Dieses erfolgt meist in ganz entspannten Gesprächen, für die man sich zum Beispiel am Wochenende auf einen Kaffee trifft.
Da beide Tandempartner ähnliche Probleme beim Erlernen der jeweiligen Fremdsprache haben, kann man sich gegenseitig dabei helfen, seine Ängste abzulegen und endlich sein Erlerntes anzuwenden.
Eine weitere Alternative für zurückhaltende Menschen oder wenn einem keine Tandempartner zur Verfügung stehen: der Online-Tandempartner. Auf diese Weise kannst du deine Fremdsprachenkenntnisse per Computer oder Telefon verbessern. Ihr habt ja auch schon über die Möglichkeit eines rein schriftlichen Tandems geschrieben. So fühlt man sich anonymer und kann trotzdem mit realen Menschen seine Sprachkenntnisse austauschen und verbessern.
Wer es lieber ganz anonym mag, für den gibt es immer mehr Chat Bots, die in verschiedenen Lernprogrammen eingesetzt werden. Mondly bietet das beispielsweise an. Diese Unterhaltungen halte ich aber nur für eine Ergänzung. Sie eignen sich aber gut, die erste Hemmschwelle zu überwinden.
Ok, aber wie kann ich mich selbst überwinden, diesen ersten Schritt zu gehen?
Wenn man noch immer zweifelt und Angst hat, seine Sprachkenntnisse in einem Gespräch anzuwenden, kann man versuchen, mit sich selbst ein Gespräch in der erlernten Fremdsprache zu führen. Das klingt sicher lustig, hilft aber enorm!
So kannst du ein Selbstgespräch über ein Thema deiner Wahl führen. Sicher wirst du merken, dass du dich schon viel besser in der Fremdsprache ausdrücken kannst, als du zuvor angenommen hattest!
Ein Nachteil dieser Methode: Da du alleine bist, kann niemand deine Fehler korrigieren. Wenn du dich aber erst einmal von deinen eigenen Fremdsprachkenntnissen überzeugt hast, wirst du anschließend mehr Mut fassen können, um dich auch mit anderen Menschen in der entsprechenden Fremdsprache zu verständigen.
Wenn du lieber komplett ins kalte Wasser geschmissen wirst und quasi dazu gezwungen werden möchtest, deine Fremdsprachenkenntnisse anzuwenden, empfiehlt es sich, in ein Land zu reisen, in dem die Fremdsprache gesprochen wird.
Tipp! In größeren Städten gibt es häufig Sprachtreffen. Die Leute dort nehmen automatisch Rücksicht und reden langsamer und nutzen einfachere Vokabeln.
Egal ob kurzer oder langer Auslandsaufenthalt: Du wirst ein neues Sprachgefühl für deine Fremdsprache entwickeln und sehen, wie sich diese im Alltag anhört und angewandt wird.
Du hast weiter oben deine eigenen Erfahrungen angesprochen. Kannst du uns dazu noch mehr erzählen?
Auch wenn ich bereits mehrere Fremdsprachen flüssig spreche, kenne ich die Angst vor dem erstmaligen Sprachgebrauch sehr gut.
Mit der Zeit habe ich aber für mich selbst beschlossen, mich so oft wie möglich auf einer Fremdsprache ausdrücken zu wollen, um keine Chance zum Verbessern meiner Sprachkenntnisse zu verpassen.
Außerdem treten einem Fremde plötzlich viel positiver gegenüber, wenn sie sehen, dass man sich bemüht, einen Schritt auf sie zuzugehen. Das setzt eine Aufwärtsspirale in Gang.
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Als ich beispielsweise in Russland gewohnt und mich dazu überwunden habe, mit meiner Tandempartnerin Gespräche auf Russisch zu führen, baute sich eine richtige Freundschaft auf und sie lud mich zu ihrer Familie und weiteren Ausflügen ein. Dort konnte ich wiederum meine Sprachkenntnisse weiter verbessern.
Ich stehe noch heute mit ihr in Kontakt und ich bin mir sicher, dass sie einen essentiellen Beitrag zur Verbesserung meiner Sprachkenntnisse geleistet hat. Auch wenn meine Russischkenntnisse nicht perfekt sind, wurde mir nie mit Skepsis, sondern immer mit Neugier begegnet.
Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, sich zu trauen, in der erlernten Fremdsprache zu sprechen, um einen nachhaltigen Lernerfolg verbuchen zu können. Ich kann nur jedem raten, dasselbe zu probieren! Denk doch auch einmal darüber nach, deine Sprachkenntnisse mit einem Tandempartner oder im Erasmus-Semester aufzubessern! Oder starte einfach einmal mit einer App zum Sprachenlernen nur 5 Minuten pro Tag. Manchmal ist es so einfach.
Wie sieht dein abschließender Rat an unsere Leser aus?
Ich hoffe immer, ein wenig Motivation zu versprühen, die erlernten Sprachkenntnisse bald anzuwenden. Egal ob du dieses mit einem Tandempartner oder im Ausland tun möchtest, du wirst sicher einen großen Fortschritt deiner Sprachkenntnisse erleben.
Und seien wir doch mal ehrlich, was ist das Schlimmste was passieren kann? Vielleicht dass du und dein Gegenüber euch wirklich nicht versteht und einander schulterzuckend gegenüber steht. Dann einfach loslachen und schon löst sich auch der sogenannte „Worst Case“ in Rauch auf!
Danke Sina für das spannende Gespräch!
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Jetzt bist du dran! Was sind deine Erfahrungen in Sachen erste Anwendung der Fremdsprache? Wir freuen uns auf deine Geschichte in den Kommentaren!