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Der amerikanische Linguist Stephen Krashen ist eine der bekanntesten Personen in der Sprachlern-Szene. Und das mit gutem Recht! Denn er spricht nicht nur selbst zahlreiche Sprachen, sondern entwickelte auch einige interessante Hypothesen, die klassische Sprachlerntheorien auf den Kopf stellen. Was das genau bedeutet und wie du davon profitieren kannst, erfährst du hier!
Wer ist Stephen Krashen eigentlich?
Stephen Krashen, geboren 1941 in Chicago, ist ein US-amerikanischer Linguist, Didaktiker, Professor und Aktivist. 1972 promovierte er in der Linguistik und gewann seitdem zahlreiche Auszeichnungen, die sich über seine jahrelange Forschung und Recherche hinweg strecken.
Dabei kann Krashen nicht nur Theorie gut: Er selbst spricht 7 Sprachen, darunter seine Muttersprache Englisch, sowie Deutsch, Französisch, Spanisch, Hebräisch, Amharisch und Mandarin. Und dabei soll es laut ihm noch lange nicht bleiben!
Krashen engagiert sich zudem seit Jahren stark für eine allgemeine bilinguale Bildung in Amerika, besonders in seinem Heimatstaat Kalifornien. Viele Amerikaner wachsen bis heute nur mit einer Sprache auf, was in Stephen Krashens Augen zu wenig ist. Mit mehr als 486 Publikationen, darunter verschiedene wissenschaftliche Arbeiten und ganze Bücher, sowie über 1000 politischen Briefen rund um sprachliche Bildung trägt er erheblich zu neuen Erkenntnissen rund ums Sprachenlernen bei.
Bekannt ist Krashen vor allem durch einige spannende Lernhypothesen, die sich stark von klassischen Ansätzen, etwa solchen, die man in der Schule lernt, unterscheiden. Und genau um diese Hypothesen soll es hier gehen!
Das 5-Hypothesen-Modell
Anhand seiner Forschung, die er mittlerweile seit über 40 Jahren betreibt, schlug Stephen Krashen zuerst 1977 den sogenannten „natural Approach“, zu deutsch „natürlichen Ansatz“ beim Sprachenlernen vor. Seitdem hat er diesen mit der Zeit immer weiter konkretisiert und verbessert, bis er 1989 schließlich immer mehr Aufmerksamkeit erlangte.
Der natürliche Ansatz bezieht sich vor allem auf das Lernen von Grammatik und das Verstehen sprachlicher Zusammenhänge. Insgesamt besteht der Ansatz aus fünf Sprachlerntheorien, die sich als 5-Hypothesen-Modell zusammenfassen lassen. Und hier kommt die Erklärung dieser Theorien!
Die Acquisition-Learning Hypothesis
Die Acquisiton-Learning Hypothesis, grob übersetzt „Erwerb-Lern Hypothese“, bildet das Fundament für Krashens weitere Theorien. Sie besagt, dass wir Menschen uns Sprache im Grunde genommen auf zwei Arten aneignen.
Zum einen erwerben wir Sprache, das heißt es gibt einen passiven, natürlichen Prozess, bei dem wir uns eine Sprache intuitiv aneignen. Das funktioniert gut bei Kindern, zum Beispiel beim Erwerb der Muttersprache. Aber auch bei Erwachsenen Lernenden gibt es einen passiven Erwerb der Lernsprache.
Auf der anderen Seite steht das aktive Lernen von Sprache. Das erfolgt meist über theoretisches Lernen, etwa das Pauken von grammatikalischen Regeln und das Bearbeiten klassischer Übungen. Laut Krashen ist das Lernen allerdings deutlich weniger effektiv als der Erwerb einer Sprache, denn wirklich lernen kann man letztendlich nur Theorie.
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Damit kritisiert er automatisch den bisher klassischen Lernansatz, den man etwa im Schulunterricht findet, aber auch in vielen Sprachlernapps und -kursen. Für den Erwerb von Fremdsprachen sind laut Krashen stattdessen bedeutsame Interaktionen mit eben dieser Sprache notwendig. Diese benötigen eine Menge an Input, was uns direkt zur nächsten Hypothese führt.
Die Input Hypothesis
Die Input Hypothesis stellt nicht nur den größten, sondern auch den wichtigsten Teil von Krashens Sprachlerntheorien dar. Sie baut auf der Vorstellung auf, dass wir vor allem über eine große Menge an Input, also sprachliche Inhalten, eine Lernsprache erwerben.
Die Art des Inhaltes ist dabei grundsätzlich nicht festgelegt: Es kann sich um Text-, Bild- oder Audiomaterial handeln, solange dieses authentisch und möglichst hochwertig ist. Allerdings gibt es einen wichtigen Punkt zu beachten, damit diese Hypothese in der Praxis funktioniert. Der Input muss vom Schwierigkeitsgrad leicht über dem eigenen Lernniveau liegen.
Inhalte müssen uns also fordern, aber nicht überfordern. Ist ein Material zu schwierig, werden wir leicht frustriert und haben kaum einen Lerneffekt. Andererseits bringt es aber auch nichts, sich immer nur auf einem bereits bekannten Niveau zu bewegen, denn so erwerben wir letztendlich auch nichts Neues.
Und es gibt noch einen Aspekt der Input Hypothesis, den der Name schon verrät: Zur Aneignung einer Sprache ist laut Stephen Krashen einzig der Input relevant, nicht der Output. Mit Output meint man im Bezug auf das Sprachenlernen vor allem das Sprechen. Wir können uns also noch so viel unterhalten, ohne entsprechenden neuen Input bringt uns das sprachlich nicht weiter.
Klingt simpel, ist aber zu Beginn gar nicht mal so einfach anzuwenden. Vor allem ist es eine große Umstellung, besonders wenn man bisher hauptsächlich oder ausschließlich mit klassischen Methoden gelernt hat.
Wie man trotzdem auf stures Pauken von Vokabeln und Grammatik verzichten kann und sich stattdessen die richtigen Materialien heraussucht, findest du ausführlich erklärt in unserem LesenHACK! Dieser baut auf den Ergebnissen von Krashens wissenschaftlich fundierter Input Hypothese aufbaut. Eine gute Einführung zum darauf aufbauenden sogenannten Extensive Reading, findest man hier.
Die Monitor Hypothesis
In seiner ersten Hypothese erklärt Stephen Krashen, dass der intuitive Erwerb von Sprache sinnvoller ist als das aktive Lernen. Müssen wir denn dann überhaupt noch klassische Übungen machen? Die Antwort lautet: Ja! Denn obwohl das Lernen von Grammatik und Regelungen nicht direkt für den Output notwendig ist, hat es dennoch eine wichtige unterstützende Funktion. Es handelt sich dabei um das sogenannte „Monitoring“, zu deutsch Kontrolle oder Überwachung.
Das funktioniert folgendermaßen: Beim Sprechen bilden wir unseren Satz zunächst im Kopf, bevor wir ihn laut äußern. Dabei wird nun ganz automatisch kontrolliert, ob dieser grammatikalisch so korrekt ist, oder wir ihn vielleicht umformulieren müssen. Und hier kommen die gelernten Regeln ins Spiel! Trotzdem ist das Ganze nicht so einfach, und es gibt einige Punkte zu beachten.
Zunächst einmal muss der Sprecher die Regel überhaupt kennen, und das am besten so explizit wie möglich. Zum zweiten muss die gelernte Regel natürlich korrekt sein, und darauf muss sich parallel zum Inhalt des Satzes konzentriert werden. Und zuletzt: Diese „Kontrolle“ benötigt eine gewisse Zeit, die man als Sprecher haben muss, bevor man dann tatsächlich spricht.
Es ist also gar nicht so einfach, Monitoring umzusetzen, vor allem nicht in einem Gespräch. Trotzdem ist es ein hilfreicher Aspekt des Sprachenlernens. Stephen Krashen empfiehlt daher, diese Hypothese vor allem beim Schreiben umzusetzen, sei es ein im Monolog verfasster Text oder ein Dialog, etwa per Chat.
Die Natural Order Hypothesis
Einer der wohl interessantesten Teile von Krashens Sprachlerntheorien ist die sogenannte Natural Order Hypothesis. Diese besagt, dass alle Menschen Sprache in einer natürlichen Reihenfolge erlernen. Dabei hat diese Reihenfolge nichts damit zu tun, wie eine Sprache gelehrt wird. Auch die Schwierigkeit einer (grammatikalischen) Regel ist irrelevant.
Stephen Krashen bezieht sich dabei auf eine Studie von Dulay und Burt, welche belegt, dass bestimmte Morpheme (= grammatikalische Einheiten) vor anderen erworben werden. Als Beispiel wird gerne die „s-Form“ der 3. Person Singular (he/she/it walks etc.) im Englischen genannt. So erwerben viele Personen erst komplexere Regeln, etwa die „ing-Form“, die es im Deutschen so gar nicht gibt, bevor sie die scheinbar simple s-Regel sicher beherrschen.
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Diese Reihenfolge ist bei allen Personen grundsätzlich gleich, daher ist davon auszugehen, dass sie „natürlich“ und allgemein gültig ist. Genauso lernen wir übrigens als Kind auch unsere Muttersprache(n)!
Die Affective Filter Hypothesis
Die Affective Filter Hypothesis bezieht sich auf unser Umfeld sowie unsere eigene, mentale Einstellung zum Sprachenlernen. Dabei geht es vor allem darum, dass uns negative Emotionen und Haltungen von der erfolgreichen Aneignung einer Sprache abhalten können.
Dazu zählen ganz klassisch Langeweile und fehlendes Interesse, etwa weil man eine Sprache lernen muss. Aber auch Selbstzweifel, Stress und vergangene Misserfolge stehen Lernenden im Weg. Und auch diese Hypothese ist bei uns in verschiedene SprachlernHACKS eingeflossen. Ein Beispiel zu verschiedenen Wahrnehmungs-Filtern findest du auch hier in unserer Serie #startREAL.
Entsprechend gilt es, beim Sprachenlernen eine möglichst ruhige und positive Umgebung zu schaffen, in der man sich wohl fühlt und wenig Ablenkung hat. Auch eine interessierte und unvoreingenommene Einstellung zur Lernsprache ist hilfreich.
Der Filter geht im übrigen über den Moment des Sprachenlernens hinaus. Auch ein generell stressiger Alltag oder dauerhaft unsichere Lebensumstände können die Fähigkeit, Input entsprechend aufzunehmen und zu verarbeiten, negativ beeinflussen.
Wie kannst du das in deinen Lernprozess einbauen?
Alles schön und gut, aber Sprachlerntheorien sind am Ende eben nur Theorien – oder? Nicht ganz, denn auch du kannst dir einiges an Wissen mitnehmen und in Zukunft praktisch in deinen Lernprozess umsetzen. Und darum musst du dich nicht einmal selbst kümmern! Denn es gibt mittlerweile zahlreiche Sprachlernprogramme und Leitfäden, die auf Krashens Sprachlerntheorien aufbauen.
Die wohl zentralste und in unseren Augen wichtigste Erkenntnis des 5-Hypothesen-Modells: Um sich eine Sprache erfolgreich anzueignen, benötigt man eine große Menge an Input. Hier sind zwei gute Anbieter mit ganz unterschiedlichen Ansätzen, die beide eine Vielzahl hochwertiger Materialien bereitstellen.
LingQ – Selbstlernumgebung statt Sprachkurs
Der Anbieter LingQ wirbt zwar als Sprachkurs, ist in unseren Augen aber mehr eine Selbstlernplattform. Das ist jedoch im besten Sinne umgesetzt! Hier findet man eine Vielzahl hochwertiger Texte sowie passende Audiodateien, die authentisch von Muttersprachlern vertont wurden. Die Auswahl ist riesig, und man findet zu allen Themen und Lernniveaus etwas, sodass man die Input Hypothesis ideal abdecken kann.
Darüber hinaus findet man bei LingQ weitere einzigartige Features. Darunter fallen eine aktive, freundliche Community, Unterricht mit privaten Tutoren sowie regelmäßige Lernchallenges, um am Ball zu bleiben. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis rundet das ganze ab, und so können wir LingQ trotz einiger kleiner Mängel auf jeden Fall empfehlen!
Yabla – Lernen mit Videos
Yabla hat einen Lernansatz, der sich von den meisten anderen Anbietern unterscheidet. Statt einem klassischen Sprachkurs bekommt man hier Zugang zu Tausenden hochwertigen Lernvideos.
Und das sind nicht nur trockene Erklärvideos, im Gegenteil: Hier findet man auch Dokumentationen, Zeichentrick, Actionfilme und vieles mehr. Gepaart wird das Ganze dann mit verschiedenen Übungen, die laut Krashen wohl in die Rubrik Lernen statt Erwerben fallen würden.
Trotzdem sind auch diese hilfreich und so können wir Yabla vor allem visuellen Lerntypen empfehlen. Doch auch alle anderen, die Lust auf die etwas andere Art des Sprachenlernens haben, sollten den Anbieter unbedingt ausprobieren. Das geht übrigens ohne Probleme, denn Yabla bietet eine 14-tägige, komplett kostenlose Testphase an!
Die Alternative – Lernen ohne Pauken mit transREAL
Zuletzt haben wir noch einen Geheimtipp für dich. Unsere eigens entwickelte transREAL-Methode basiert auf ähnlichen wissenschaftlichen Befunden wie die Sprachlerntheorien von Stephen Krashen. Eines können wir verraten: Es kommt tatsächlich auf viel Input an, aber das ist noch lange nicht alles.
Praktisch ist, dass sich transREAL entweder alleine anwenden, oder aber mit beliebigen anderen Inhalten kombinieren lässt. So kannst du den Lernprozess ganz an deine persönlichen Bedürfnisse anpassen. Und das Beste zum Schluss: Mit dem Kauf unseres Premium-Paketes schenken wir dir diesen ultimativenHACK sogar!
Und wenn du lieber auf vorgefertigte Sprachkurse setzt, anstatt transREAL auf eigene Texte anzuwenden, dann schau dir unseren Testbericht zu KOSYS an. Besser kann man transREAL nicht umsetzen.
Fazit
– Was Stephen Krashens Sprachlerntheorien für dich bedeuten –
Jeder lernt anders, und dass klassische Ansätze oftmals veraltet und für einige Lerntypen wenig hilfreich sind, zeigt sich immer wieder. Daher sind Sprachlerntheorien nicht nur interessant zu lesen, sondern können dich bei richtiger Anwendung auch beim Lernprozess unterstützen.
Was du dir aus diesem Artikel mitnehmen solltest: Beim Sprachenlernen kommt es vor allem auf eine große Menge hochwertigen Input an. Dieser sollte vom Niveau her leicht über den bisher erworbenen Fähigkeiten liegen, und dich fordern, aber nicht überfordern. Stures Pauken und Auswendiglernen bringt wenig und frustriert schnell. Viel wichtiger sind dafür eine positive Einstellung zum Lernen sowie eine entspannte Umgebung.
Wir schlagen also vor: Lass dich einfach mal auf diese Tipps ein und strukturiere deinen Lernprozess entsprechend. Wer weiß, vielleicht wirst du selbst überrascht sein, wie schnell sich damit Erfolge zeigen. Teile uns deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren mit!