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Weiterbildungs-Ranking der Sueddeutschen Zeitung: Wer hat das recherchiert?!

Weiterbildungsranking SZ Cover

Bildnachweis: ©depositphotos.com/AntonMatyukha

Vor kurzem veröffentlichte die Sueddeutsche Zeitung (SZ) eine Übersicht der besten Weiterbildungsangebote, dank Nutzerumfragen nach den besten und schlechtesten Optionen aufgestellt. Mit dabei sind natürlich auch verschiedene Sprachkursanbieter. Für uns Grund genug, das Weiterbildungs-Ranking einmal unter die Lupe zu nehmen. Am Ende wird dies ein Kommentar, denn wir kamen aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.

Hintergründe und Einordnung des Weiterbildungs-Rankings

Mit dem Ende der Schulzeit hat man ausgelernt? Von wegen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie man sich an jedem Punkt seines Lebens entsprechend weiterbilden kann. Egal, ob es sich dabei um einen Bootsführerschein, Klavierstunden oder PC-Kompetenzen handelt.

Und selbstverständlich ist auch sprachliche Bildung ein zentraler Punkt im Alltag vieler Menschen. So widmet die Sueddeutsche Zeitung dem gleich drei Kategorien: Zum einen wurden Anbieter von Sprachreisen sowie Lernangebote in Person betrachtet, zum anderen Online-Kurse. Letzteres ist für uns bei talkREAL natürlich besonders interessant, und so ordnen wir die Ergebnisse des Weiterbildungs-Rankings in diesem Artikel entsprechend ein. Zunächst muss jedoch geklärt werden, wie das Ranking-Ergebnis überhaupt zu Stande kommt.

Parameter: Woran wird das eigentlich festgemacht?

Das Fazit der Studie basiert auf zwei verschiedenen Methoden, um Kundenmeinungen einzuholen. Eine davon ist das sogenannte „Social Listening“: Dabei werden öffentlich zugängliche Quellen, beispielsweise Soziale Medien oder Blogartikel, berücksichtigt. Die SZ hat dabei über 40.000 solcher Beiträge mithilfe künstlicher Intelligenz analysiert und in die Bewertung der einzelnen Anbieter einfließen lassen.

Daneben wurde auch eine direkte Kundenumfrage für das Weiterbildungs-Ranking durchgeführt. Dazu hat man eine, laut der Sueddeutschen, breite soziodemografische Zielgruppe ausgewählt, um die Bevölkerung möglichst gut repräsentieren zu können. Den Befragten wurde ein Online-Portal zur Verfügung gestellt sowie ausgewählte Anbieter, die sie anschließend in fünf verschiedenen Kategorien bewerteten. Berücksichtigt wurden dabei unter anderem der persönliche Nutzen, Preis-Leistungs-Verhältnis und die Aufbereitung der vermittelten Inhalte.


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Anschließend bekam der am besten bewertete Anbieter die Punktzahl 100, alle anderen entsprechend prozentual weniger. Wer nicht ausreichend Stimmen in der Kundenbefragung oder nicht genug relevante Online-Beiträge zu sich hat, schaffte es nicht in die Auswertung. So weit, so gut. Schauen wir uns nun die Ergebnisse des Weiterbildungs-Rankings in Sachen E-Learning von Fremdsprachen an!

Weiterbildung Fremdsprachen: Die Ergebnisse sind da!

Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum – hier sind die beiden Ergebnistabellen, die die SZ veröffentlich hat. Das Siegertreppchen teilen sich iversity, Coursera und Pimsleur – wobei die ersten beiden Firmen mit verschiedensten Weiterbildungsangeboten sind, die keinen Fokus auf Fremdsprachen legen?! Erst auf Platz drei und vier kommen erstmals reine Sprachkursanbieter; Pimsleur und ASSiMiL.

Teil 1 des Rankings – Die Sieger (Quelle: Sueddeutsche Zeitung)

Mit im Ranking sind einige bekannte Anbieter: Neben ASSiMiL weit oben finden sich unter anderem auch Memrise, Mosalingua, Lingoda, Duolingo. Allerdings findet sich auch eine beachtliche Anzahl an Unternehmen, die sich auf generelle Weiterbildung für Erwachsene fokussieren. Sprachenlernen steht dabei oftmals nicht im Fokus oder wird sogar nur in Ansätzen überhaupt angeboten.

Als Beispiel: iversity, der Sieger (!) hat beispielsweise lediglich einen Spanisch-Anfängerkurs sowie ein Info-Modul rund um Forschung zur Mehrsprachigkeit. Nicht einmal Englisch oder Französisch werden hier angeboten. Was rechtfertigt hieran also den ersten Platz? Fehlerhafte Parameter? Schlechte Recherche?

Und das ist noch nicht Alles: Pimsleur ist beispielsweise nur mit englischer Ausgangssprache nutzbar – blöd für all diejenigen, die Englisch lernen wollen oder es einfach (noch) nicht fließend sprechen. Ob das einen Platz 3 wert ist, darf jeder für sich entscheiden. Wer es nutzen will, kann dies hier über Audible sehr günstig tun.

Teil 2 – Die „untere“ Hälfte (Quelle: Sueddeutsche Zeitung)

Man sieht: Obwohl es gravierende Unterschiede zwischen dem ersten und letzten Platz gibt, so richtig schlecht schneidet niemand wirklich ab. Am erstaunlichsten ist jedoch die generelle Reihenfolge der Ergebnisse: Babbel schneidet schlechter ab als Duolingo, gute Anbieter wie Mondly werden gar nicht erwähnt und den höchsten reinen Sprachkurs-Rang beim E-Learning hat ASSiMiL – ein Anbieter, der vor allem analoge Bücher verkauft.

Im Ernst: War das Recherche oder eine schlechte KI?

Bei uns bleiben nach diesem Weiterbildungs-Ranking mehr Fragen als Antworten zurück. Wer hat die Anbieter für das Online-Portal ausgewählt? Wieso sind Unternehmen dabei, die sich nicht aufs Sprachenlernen konzentrieren und teils kaum Inhalte dafür bieten? Warum fehlen stattdessen etablierte, gute Online-Sprachkurse?

Generell ist eine solche Rangliste immer schwierig, auch für uns. Denn unterschiedliche Anbieter haben teils völlig verschiedene didaktische Ansätze, Lernmethoden und Vermittlungsstrategien, die sich manchmal schwer vergleichen lassen. Ein Vokabeltrainer ist eben etwas anderes als eine Online-Sprachschule, und nicht jeder gute Sprachkurs ist auch automatisch für alle Lernenden geeignet. Nicht umsonst gibt es Lerntypen-Analysen.


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Allerdings: Dieses Weiterbildungs-Ranking wirkt nur auf den ersten Blick zugänglich. Bei genauerer Betrachtung ist es bestenfalls fragwürdig, vielleicht aber auch schlichtweg schlecht recherchiert. Oder hat an dieser Stelle etwa die künstliche Intelligenz, die mitunter zur Auswertung genutzt wurde, versagt? Wir haben der Sueddeutschen Zeitung bereits vor ein paar Wochen geschrieben und ihr weitere Fragen gestellt, eine Antwort darauf bekamen wir allerdings nie.

Wir können also nur spekulieren, was da schief gelaufen ist. Klar ist aber eines: Am Prozess dieses Weiterbildungs-Rankings war aus unserer Einschätzung heraus seitens der SZ niemand beteiligt, der sich wirklich mit dem Sprachenlernen beschäftigt oder auskennt.

talkREAL-Tipp: Anders als hier für die Auswertung kann künstliche Intelligenz auch vernünftig genutzt werden – einige Sprachkursanbieter haben das erkannt und setzen die neue Technologie wunderbar ein! Alle Infos hier.

Fazit – Wie macht man ein sinnvolles Weiterbildungs-Ranking?

Diese Frage sollte sich die Sueddeutsche Zeitung beim nächsten Mal vielleicht stellen, zumindest in der Kategorie E-Learning von Fremdsprachen. Nicht nur wirft die Auswahl der Anbieter und Unternehmen Fragen auf, auch die Reihenfolge und Rangliste des Ergebnisses decken sich nur stellenweise mit Nutzerfeedback und der aktuellen Forschung zu hirngerechten Lernmethoden.

Auch die befragte Zielgruppe und genauen Auswertungsmethoden sind nicht ganz klar – an dieser Stelle hätte uns wirklich interessiert, wie das obige Ergebnis zu Stande kam. Denn wer auf Platz eins einen Anbieter setzt, der genauen einen (!) Sprachkurs auf seiner Website hat, gewinnt nicht unbedingt unser Vertrauen. Da hätten wir zweifelsohne lieber einen der Top 10 Online-Sprachkurse auf dem Siegertreppchen gesehen. Schade!

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